26.10.
Mitten auf dem allerquirligsten und am operettenhaft röhrendsten aller Märkte hier, traute ich mich endlich (mir ein Herz «zu fassen», wäre in Anbetracht der vorwiegend mit Innereien jonglierenden Händler ringsum als versuchter Mundraub geächtet worden), einen der eher am Geschehen unbeteiligten Marktherren nach dem Namen für dies einmalig lange, fluoreszierend grüne und dabei schlauchförmige Gemüse zu fragen.
«It is Zucchino lungo», sagte er in mein Ohr. Und zwar, dies wäre ich übrigens bereit, zu beschwören: in raunendem Tone; sotto voce quasi. Und da wir zwar in Palermo, irgendwie aber noch immer in Italien uns befanden, auf eine Weise, dass seine Kursivierungen eindeutig zu Gehör gebracht wurden.
Anderntags war es ein Kellner in einer Pizzeria, der diesen unmißverständlichen Zwang, dessen Wirkung man in Palermo als «Weiße Flinte» beschreibt, auf uns ausübte. Nämlich indem er rhetorisch nachfragte, ob wir es ihm erlaubten, der von uns aufgegebenen Bestellung einiger frittierter Kartoffelbällchen noch «eine winzige Portion frischen Käses» hinzuzufügen.
Auf unsere Gegenfrage, wie winzig, machte er ein maskenhaftes Gesicht, das uns so viel bedeuten sollte wie «Eurer Rede nicht wert. Zierlich. Affig. Ein Vögelinchen, unter uns.
Dabei, wir hätten es wissen müssen, handelte es sich um einen Achtelmaurereimer voller Käse. Papierweiß, wie Eischnee schimmernd. Unfassbar cremig, zugleich sehr, sehr leicht.
Am Nebentisch las eine herrlich aufgetakelte Dame ihrem zittrig gewordenen Gemahl die Leviten. Es ging, offenbar, um das liebe Töchterlein.