23.10.
Ankunft in Palermo. Es ist recht warm. Wobei mein Eindruck weniger von der Lufttemperatur her rührt, sondern von der Feuchtigkeit (91%). Einige der Straßenmusikanten sind jedenfalls schon dazu übergegangen, ihre Melodien vom Telefon direkt über Lautsprecherboxen abzuspielen. Zum Selbstmusizieren ist es schlicht zu feucht. Auch das Anhören verlangt mir einiges ab.
Ansonsten finde ich hier vieles noch unverändert. Noch immer bevorzugen die männlichen Palermiten Jacken, Krawatten und Hütchen aus Stoffen, die sie wie bemalte Vasen ausschauen lassen. An den Fassaden ranken schlauchhaft Kakteen empor. Wie Würste bindet man sie alle zwei Meter zu Bündeln ab. An den Marktständen bieten die Gemüsehändler eine blassgrüne, schlauchlange Gurke an, die derzeit offenbar Saison hat. Parallel dazu dampft das Maroni-Öfle und es gibt große Rabatte auf Kaktusfeigen. Wer’s mag…
Im Park der Villa Garibaldi beschattet die imposanteste Würgefeige jenseits von Angkor Wat einen dunklen Teich, in den hinüber die Schildkröten aus meinem Traum gefunden haben. Tiere aus Obsidian, dazwischen die Brut der Goldfische und, als deren Spiegelung auf dem Spiegel, es treiben schon birngelbe Blätter.
Im endlosen Innenhof eines Palazzos, der ein Steueranwaltsbureau beherbergt, sah ich auf einem Stuhl ohne Tisch einen Greis in Anzug und Krawatte sitzen. Der Hof war extrem schattig, beinahe nachtdunkel. Es gab kein Radio