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16.10.

16.10.

Es muss im Jahr 2000 sich ereignet haben, die Jahreszeit draußen, das Wetter an dem Nachmittag erinnere ich nicht mehr. Aus irgendeinem Grund, heute nehme ich an, vor der Buchvorstellung von Maxim Billers erstem Roman, war Helge Malchow in einer Gruppe von Leuten mit in meine Wohnung gekommen und verbreitete seine Bernhardiner-Energie. Damals wohnte ich in München, unweit vom Café Schuhmann, in dem die Premiere stattfinden sollte.

Auf dem Tisch lagen drei Bücher: Hellblau, Tiermenschen und Das Partikular. Malchow begann über Henri De Montherlant zu sprechen, beziehungsweise über den Umschlag des alten Bandes, der in den Fünfziger Jahren bei Kiepenheuer & Witsch erschienen war. Der Verleger kündigte an, bald schon diese Brushscript-Fonts zurück zu bringen. Daraus wurde dann glaube ich Alles Ist Erleuchtet.

Als nächstes erinnere ich noch, dass er seine Theorie von den zwei Schriftstellertypen erklärte. Den Geschichtenerzähler und den Sprachphilosophen. Es war damals gerade ein neues Buch von Michael Chabon in deutscher Übersetzung erschienen, von dem der Verleger sich einen Erfolg erhoffte. Der sei eindeutig ein Geschichtenerzähler. Vollkommen mit seinen Plots befasst.

Bei den Büchern lag ein kleiner Schnipsel, den Thomas aus einem bayerischen Lokalblatt ausgeschnitten hatte. Eine Meldung, in der es um unterirdische Gasvorkommen gegangen war. Diese Meldung war später eingegangen in die Erzählung von Hellblau. Verwoben mit dem Kontekt von Drexciya. Da ich ihn auf diese beeindruckende Passage angesprochen hatte (mündlich), schickte er mir daraufhin den zugrundeliegenden Schnipsel in einem Briefumschlag per Post.

Dieser Schnipsel verknöpft die Erinnerung dieser Stunde in der Münchner Wohnung mit meinem Denken heute, zu dieser Stunde an diesem Tag.

Abends noch mit Max in die Wallotstraße. Ich verstehe jetzt Schlak schon etwas besser. Sein Shpil. Am anrührendsten fand ich unter den neuen Fellows den Musikwissenschaftler aus dem Senegal, der allein an einem der Stehtische blieb, ab und an am Wein nippend, dabei sein eigenes Bild im Verzeichnis der Fellows betrachtend. Augenscheinlich noch nicht ganz angekommen in dieser Welt.

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