25.07.
Aus einem kurzen Gespräch mit der Frisörin fühlte ich mich weggetragen in die Zeit vor 22 Jahren als mich der Intendant des Jungen Theaters von Göttingen mit einem Monolog für eine Schauspielerin beauftragte. Heute handelt er mit gebrauchten Armbanduhren. Übrigens.
Da ich mir, wie immer, gar nicht sicher war, wovon solch ein Monolog, den zu schreiben ich große Lust verspürte, handeln könnte, gab er mir den Rat, mich vermehrt im Hutgeschäften aufzuhalten. Bei Brautmodehändlerinnen. Zur Not, ganz nötigenfalls auch bei Friseusen (wie man damals noch zu sagen pflegte). «Denn diese Frauen», sagte der Intendant «leben ihr Leben in anderen fort.»
Und damit war seiner Erfahrung nach vor allem das sogenannte Liebesleben gemeint. Ich nahm das für wahr, denn er, dieser Intendant, war ja nicht bloß älter sondern insgesamt ein doller Typ, der es, wie es hieß: wissen musste.
Warum eigentlich?
Ich erinnere mich nicht mehr.
Der Monolog sollte dann schließlich von anderen Dingen handeln. Ein Hutgeschäft habe ich bis heute noch keines betreten. Brautmoden dito. Aber mir fiel damals ein, dass ich eine nicht geringe Zeit meines Lebens zu Bett gegangen war mit Blick auf ein enorm großes Poster, dessen Produktion, Druck, selbst für heutige Verhältnisse, auch enorm teuer gewesen war. Darauf abgebildet war meine damalige Freundin, deren Frisur ich im Stile Suzanne Vegas geschnitten hatte und auf dem Bild trug sie ein T-Shirt, auf dem war das Piktogramm für Feuermelder gedruckt. Das Motiv selbst war die Fotografie einer Fotografie, denn der Produktion des Riesenposters war die Produktion eines ersten, leicht veränderten vorausgegangen, auf dem lediglich sie in diesem T-Shirt mit dieser Frisur zu sehen gewesen war. Das wiederum hatte ich an einer Wand dann befestigt und eine mit Zahnpasta belegte Zahnbürste vor dieses Motiv in die nächste Kamera gehalten. Wie anbietend.
Und daraus war dann dieses Motiv entstanden, dessen ansichtig ich eine nicht ungeraume Zeit meines Lebens dann Schlafen gegangen war.
So what’s a type anyway? Wovon reden wir, wenn wir von Liebe sprechen?