18.03.
Vor Jahren, womöglich noch vor dem ersten dieser Tagebücher, erzählte ich Friederike am Telefon von einem Film aus Frankreich, der damals in den Kinos gespielt wurde. Aus irgendeinem Grund haben wir ihn damals «in der Zeit» nie geschaut.
Gestern dann — endelijk, endelijk —: Die Winzlinge—Operation Zuckerdose. Ein fulminanter Filmgenuss!
Moebius gewidmet, ist es halt nicht bloss ein Augenschmaus, obwohl die Handlung sich unter den Insekten in einem waldigen Tal zur Sommerszeit abspielt, auch haben die Winzlinge keine vermenschlichten Stimmen, dafür ist es ein Film der Gesten, des Deutens, des Betrillerns und Morsens.
Allenfalls geben sie Geräusche aus ungefähr jenem Spektrum von sich, das Kafka für das Sounddesign Gregor Samsas nach seiner Verwandlung vorgeschwebt sein wird. Alles brummt, sirrt, zirpt und fiept (der in den ersten Minuten bei einer Kollision demolierte Marienkäfer bemüht ein automomorph blechernes Tröten).
Den militärischen Konflikt um den Raub der Zuckerdose samt der im Titel angekündigten «Operation» nimmt man heute freilich anders wahr. Gegen die im Stile Antoni Gaudís erbaute Burg der friedliebenden schwarzen Ameisen fluten die grimmig fluchenden roten in Überzahl an. Schrecken auch vor dem Einsatz eines Insekten vernichtenden Sprays nicht zurück (auch in Entenhausen wird Sonntags Entenbraten aufgetischt). Um diesen Angriff abzuwehren benötigen die Schwarzen umbedingt ein paar Streichhölzer, um die im Inneren ihres Friedensturmes lagernden Restbestände einiger von Menschenhand gefertigter Silvesterraketen gegen die Roten einsetzen zu können.
Am Ende wird es der Winzling Nummer Eins, der Käfer, gewesen sein, der die Zündhilfe anträgt. Aber zuvor muss ihm, dass können halt bloß Insekten, der fehlende zweite Flügel nachwachsen, der ihm bei der Kollision, lang war es her, ausgerissen ward.
Es gibt mittlerweile noch einen weiteren Teil, der in der Karibik spielt. Vielleicht ja schon bald.