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19.10.

19.10.

Heute früh unterbrach Pam, der DJ meiner zweitliebsten Morgensendung auf NTS seinen Mix live aus Paris, beziehungsweise: Er schaltete sich ein und äußerte minutenlang seine Gedanken zur Bombardierung des al-Alhi-Arab-Krankenhauses in Gaza.

Nicht, weil es ein von Christen betriebenes Krankenhaus ist. Oder weil er pro Palästina ist oder pro Israel. Im Grunde rief er seine Hörer dazu auf, sich gegen ihre Regierungen zu wenden. Seine Rede hatte er mit dem Adagio for Strings unterlegt. Ich schaute aus dem Fenster, um diesen Soundtrack mit adäquaten Bildern auszustatten. Dabei fielen mir drei Dinge zu mir ein (wie ich darüber dachte; über Sprache, Text und Musik):

1. Etwas ähnliches war am Vorabend schon einmal passiert. Der Sender hatte das komplette Programm unterbrochen, von 19 bis 21 Uhr und an dessen Stelle auf beiden Streams eine Schleife abgespielt, die dazu aufruf, anlässlich der aktuellen Situation innezuhalten mit dem täglichen Tun und nachzudenken, was sich ändern ließe.

2. Es gibt kaum noch Filme ohne Soundtrack oder Score. Auch Dokumentationen und in ihnen die Gespräche werden andauernd mit Kompositionen akzentuiert oder untermalt.

3. Vielleicht pusht Universal, die sich vor kurzem bei NTS eingekauft haben, diese Politisierung des Programms, weil jede Revolution ihren Soundtrack braucht.

Eingeschlafen war ich gestern mit dem Gefühl, dass Berlin in der Nacht brennen würde, weil sich am frühen Abend schon die Polizeitruppen aufgestellt hatten in Neukölln.

Als ich erwachte, schaute ich zum nicht existenten Ventilator an der Decke und war noch immer da.

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