17.7.
Wir fühlen uns bald überall heimisch, selbst dort schon, wo wir sonst nicht gerne waren.
Samstags im Hinterland von Nordhausen. Auf dem Parkplatz des Waldbads im Hinterland von Nordhausen: Ein Golf rollt vor über den Splitt. Der Fahrer hatte die Volkswagen-Vignetten aus dem Kühlergrill durch ein passgenau angefertigtes Emblem mit dem Lambda-Zeichen auf orangefarbenen Grund ersetzt. Ob er aber das mit dem Fimo seines Sohnes selbst geformt oder ob es gar einen Shop gibt in der Umgebung, im «Netz»: darauf wagte ich ihn nicht anzusprechen.
Freilich nicht. Der Greis neben mir beispielsweise trug eine Matrix-Sonnebrille und auf die Schlaufen seiner Sauna Sandaletten war jeweils ein Schädel eingeprägt mit dem Schriftzug Gladiator.
Wozu das Martialische — auch die Frage behielt ich für mich. In der Warteschlange wurde überhaupt nicht gesprochen. Ob das «zu DDR-Zeiten» auch schon so war? Hoch über den Bäumen kreiste ein Bussard, gilfzend.
Die Festung Europa, siebtes Hinterzimmerchen Thüringens muss an diesem Morgen jedenfalls nicht verteidigt werden. Weit und breit waren keinerlei anbrandende Horden in Sicht. Die Liegewiese, ganz schön übrigens, aber zu DDR-Zeiten noch schöner, wie auf den laminierten Dokumenten am Umkleidehäuschen ersichtlich, wurde vollkommen von solar gebräunten, wadentättowierten Zigarettenfans beiderlei Geschlechts in den diversen Lebensaltern eingenommen.
Seit Corona schwimmt man auch hier nicht mehr wie einst üblich hintereinander und bahnenweise durch das Becken, man schwimmt jetzt im Kreis.