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15.4.

15.4.

Gestern war ich direkt dabei, wie ein Mensch zum Alten Eisen sortiert wurde.

Das war während meiner Blutspende, auf dem Schragen neben mir lag ein älterer Mann. Die Schwester hatte zunächst versucht, ihn am linken Arm anzuzapfen. Nach einiger Zeit verband sie ihm diese Einstichstelle, er wurde auf eine Liege für Linkshänder verlagert uns sie führte ihm die Kanüle in die rechte Armbeuge ein.

Nach zwanzig Minuten gab das Gerät, auf dem der sich mit der Spende füllende Beutel der künftigen Konserve mechanisch hin und her bewegt wird wie in einer Wiege, einen Alarm-Melodie von sich.

Normalerweise verkündet diese Tonfolge, die in meinen Ohren etwas Triumphierendes hat, dass die 550 Milliliter erreicht sind, das Maß der Blutgabe erfüllt.

Doch der Schwester und ihrem Spender wurde damit lediglich gemeldet, dass außer den schon abgeflossenen 280 Millilitern nichts weiter zu erwarten war.

Nicht gerade diskret, aber einfühlsam erklärte sie ihm, dass er wohl die Altergrenze erreicht hatte, in dem er als Spender nicht mehr in Frage kommt. Das Blut fliesst zu langsam. Währenddessen gerinnt es teils schon im Inneren der Nadel, die dadurch verstopft.

Seine Spende, das musste sie noch hinzufügen, sei damit auch nicht mehr als Konserve zu gebrauchen. Sie bot ihm noch ein Traubenzuckerl an wie allen anderen, die eine Blutspende abgegeben hatten und abgeben würden. Er blieb mit dem winzigen Bonbon in der Hand noch eine Weile auf seiner Liege sitzen. Wie trotzend. Dann verließ er den Raum. Verabschiedete sich.

Man kannte ihn.

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