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15.12.

15.12.

Gottlob musste nicht ein jeder die Zeit der Pandemie in Ohnmacht erleben. Gestern abend hatte ich Gelegenheit mit einem Cellisten zu sprechen, vor allem ihm zuzuhören, der in diesen Jahren, in denen er weder reisen noch auftreten konnte wie gewohnt, von einem Meister gelernt hatte, eine Geige zu bauen.

Jetzt kann er unerschöpflich und wunderbar von seinem neuen Wissen erzählen. Vor allem von den Bäumen und deren Hölzern, die es für den Bau exzellenter Streichinstrumente braucht.

«Warum eine Geige und kein Cello?»

«Ein Cello braucht eine Menge Holz.»

Holz, dass, zu Stradivaris Zeiten, idealerweise von Ahornbäumen stammte, die man bei Vollmond auf dem Gebiet des heutigen Bosniens geschlagen hatte. Und die in Form der ganzen Stämme durchwegs auf dem Wasserwege bis nach Italien geflößt worden waren — wie Stiele von Blumen in einer Vase: permanent feucht unter Luftabschluss gehalten, damit die in ihnen kapillar geführten Säfte nicht verdunsten konnten.

Wichtig für den Klang eines Streichinstruments sind nicht allein das Alter der Bäume und ihr Wuchsort, die Art des Gehölzes, sondern mit welchem Abstand die Jahresringe aneinander liegen in seinem Stamm. «Ringe» — so soll dieses Tagebuch im kommenden Jahr dann heißen (immer kommt die Idee dazu in den letzten noch verbleibenden Tagen, bevor das Jahr sich gen Ende neigt wie ein gefällter Baum).

Das Ganze fand statt, es trug sich zu in einem kleinen Restaurant mit luxemburgerischer Küche, das ich von Spaziergängen schon seit vielen Jahren kenne, aber noch nie betreten hatte. Wohl aus einem Respekt vor Luxemburg, wo ich nie war, und das mir, vielleicht auch deswegen, exotisch vorkommen will; exotischer jedenfalls als beispielsweise Korea, von dessen Landesküche ich bis gestern sehr viel mehr zu wissen glaubte.

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