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20.2.

20.2.

Kurz vor Sonnenuntergang, als das Licht noch einmal hell zu werden schien und in seiner Tönung golden, nahm eine Elster Platz auf der Spitze des Schlafbaumes, der in den Tagen des Sturmes verwaist geblieben war, weil es nicht einmal mehr den massigen Nebelkrähen noch gelungen war, ihn aus den brandenden Lüften heraus anzufliegen.

Jetzt saß sie dort obenauf, als Wetterhahn im goldenen Licht, und es schien vielleicht nicht nur mir so, als ob ihr blendend weißes, glänzend schwarzes Gefieder dafür die Auszeichnung war.

Zufall oder Chiffre — ich nahm es jedenfalls als Zeichen, dass der Sturm jetzt vorüber sein würde. Und so war es dann auch.

Bei Derek Jarman geht es mittlerweile darum, dass er fürchtet, zu erblinden. Bloß um wenig später wieder etwas wundervolles zu schreiben wie «Als Xenophon uns das Wort Paradies aus dem Orient mitbrachte, befestigte Praxiteles einen Smaragd an Athenes Brustpanzer. Grün verlieh Weisheit. Die Schrifttafeln von Hermes des dreimal Größten waren zum Beispiel smaragdgrün. Wenn die Reise lang und beschwerlich war, konnte sie in der smaragdfarbenen Stadt enden oder im neuen Jerusalem, dessen Mauern aus grünem Jaspis waren, vor dem smaragdenen Thron Gottes.»

Wenn man todkrank ist, wie Jarman oder Herrndorf, bekommen die Einträge ein besonderes Gewicht. Alles scheint kostbar. Und mir fiel ein, dass ich keinen Grund habe. Nichts außerordentliches, das mein Schreiben legitimieren könnte.

Abends erzählt Jan von den Äpfeln Freias und wo wir schon einmal dabei sind, gibt er eine unglaublich gute Einführung in die wesentlichen Motive des sogenannten Rings, mit dem ich mich noch nie beschäftigt hatte. Außerdem ging es noch um die Frage, ob für Thomas Mann vielleicht doch noch eine Wiederentdeckung möglich wird, weil er schwul war?

Ich glaube nein.

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