19.2.
Gestern, ich war gerade von einem Nachtessen heim gekommen, hatte der Sturm das Barometer von der Wand geschlagen. Es hängt in einer Nische auf dem Balkon, die ich bislang als windgeschützt beschrieben hätte, aber der Sturm reicht überall hin mit seinen Händen, die, da muss man gar nichts von E. E. Cummings gelesen haben: von ganz anderer Sorte sind als die des Regens.
Heute früh stellte ich dann zu meiner Erleichterung fest, dass es (das Barometer) seiner Arbeit unbeirrbar weiterhin nachzugehen bereit sich zeigt: Seit seinem Sturz war der Luftdruck um 50 Hektopascal nur sachte angestiegen; jetzt steht sein Zeiger auf «zwölf Uhr», was mir oft ein Gefühl des Heilen in der Welt vermittelt.
Nachts wachte ich des öfteren schon von einem Geräusch auf, das aber nichts mit dem Sturm oder anderen Wetterphänomenen zu tun hat, sondern von der Wohnung selbst hervorgebracht wird: ein sanftes Pochen. Ich weiß sogar ungefähr, woher, finde mich dann aber stets noch zu sehr schlaftrunken, um körperlich aufzustehen. Entsende an meiner statt lediglich meinen Hörsinn wie ein Jogi seine Energie in die entlegenen Gebiete innerhalb seines Körpers, bis in die Fingerspitzen zum Beispiel, leiten kann.
Wahrscheinlich ist es ein Heizungsrohr, aber was, wenn es doch spukte?
Würde man — ich denke ganz gerne im schlaftrunkenen Zustand —, in Anbetracht des angespannten Wohnungsmarktes, auch weiterhin in einer Wohnung wohnen wollen, wohnenbleiben, auch wenn es dort allnächtlich spukte? Oder, sagen wir: an drei bis vier Nächten pro Woche, aber auf jeden Fall doch regelmäßig, also in etwa um dieselbe Geisterstunde, um nicht zu sagen: verlässlich?
Bald würde man den verlässlichen Spuk in sein Wohngefühl integrieren wie eine Türe, die halt nicht recht schließen will — immer schon, und man lässt sie ja doch nicht reparieren, oder wie diesen einen Raum, das Zimmer, das der sogenannte Zuschnitte der Wohnfläche zuwenig hat. Man würde, wenn es dann zur erwarteten Zeit pocht, lediglich denken: Aha, das ist unser Geist.
Und eines Nachts, man wäre gerade aus den Ferien zurück, müsste man das Ausbleiben des Pochens verzeichnen. Und wenn sich dann auch in de folgenden Woche, im nächsten Monat auch nichts mehr regt: Was ist aus unserem Geist wohl geworden, wo bleibt unser Spuk?