22.02.
Der Temperatursprung fand, wie von Siri angekündigt, zwischen Mittag und 15 Uhr statt. Ein Naturereignis, das mir, vermutlich, weil es sich an der Temperatur erweisen sollte, wie von überirdischer Hand geregelt erschien.
Im Abendlicht ein Vogel, irgendwo über und hinter mir, der silbrig aufjubelte. Auch nachdem ich mich umgewandt hatte, ließ er sich nicht blicken. Reflexhaft mein Gedanke, es handele sich um eine synthetisch erzeugte Vogelstimme. So sehr war ich ihnen entwöhnt.
Schnee von gestern ist ein Triptychon, ein Buch im
Buch, dessen Umschlagseiten sich ähnlich sind. Sie fassen einen Mitteltext, der verwirrt, vor allem, weil er selbst ganz wirr auftritt, sich weder bändigen lässt noch sich selbst wieder einkriegt, vollends. Aber die beiden ihn rahmenden Flügel schlagen den vertrauten Ton an, es leuchten vertraute Motive auf, bevor es dann für längere Zeit dunkel wird.
Es ist das Zerfallen der Persönlichkeit im Alter, das Peter Handke hier zur Sprache bringt. Was Ernst Jünger mit über hundert Jahren im fünften Band der Tagebücher lapidar einträgt als «Bin nicht mehr ganz da.»
Lorenz Jäger hat damals in Frankfurt einen ähnlichen Teil aus Heideggers Gedanken vorgetragen. Radiostimmen, Erinnertes, Gedachtes überschneiden sich, unterbrechen einander. Das sortierende Ich kommt nicht immer mit.
Sprache als immer weicher werdendes, bei Zimmertemperatur schmelzendes Instrument. Schließlich Sumpf.
Wir haben die Kontrolle nicht.