18.07.
Den letzten Text, der annähernd reich an Umfang war, habe ich als Ebook gelesen: Gopniks Warholbiografie. Das war in der Coronazeit, dich beinahe durchgehend im
Bett liegenderweise hinter mich brachte. Da ist ein dargestelltes Buch schon praktisch, aber das Lesen ist ein anderes.
Also heute mit Bieneks veritablem fuckin‘ brick zum Flughafen. Dank einer pergamentdünnen Papierqualität wiegt das Buch nicht mehr als ein Laptop. Das Papier der Seiten ist zudem von einer handschmeichelnden Glätte. Man betastet es gern, während die Augäpfel ihre Arbeit tun. Webenderweise.
Warum ein derart umfängliches Werk nicht in zwei, drei Bänden erscheinen kann, müsste man Herrn Krüger fragen, dessen Herzensprojekt die Edition der Tagebücher wohl waren. Es gibt ein geheimes Wissen der Verleger, das auch den ihnen anvertrauten Künstlern nie recht erklärt wird. Beziehungsweise erfolgt die abschlägige Erklärung in einer Verlegersprache, die den Künstlern kaum etwas sagt. Wünscht man sich eine spezielle Art Paperback, heißt es: Geht nicht, nicht für die Erstausgabe eines Romans. Mich fasziniert das. Der geheimnisvolle, handwerkliche Hintergrund des Verlagsgeschäfts. Der Briefwechsel von Useld mit Handke, auch der mit dem noch merkantiler veranlagten Frisch, ist voll damit.
Bei Bienek bin ich noch weit genug vorgedrungen, um mir ein Bild machen zu können, ob und wie er sich für die Usancen interessiert hatte. Bislang kommt es mir so vor, als ob er alles als persönliche Zumutung verstehen wollte. Oft auch als Beleidigung. Es entsteht auch jetzt schon der Eindruck bei mir, dass er seinen Beruf im Kern nicht mag. Das Dekor schon, den Lifestyle, die Trophäen. Aber das Schreiben selbst?