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10.10.

10.01.

Um diese Zeit vor einem Jahr kaufte ich am Straßenrand der Sherwood Forrest Road an einem aus Latten gezimmerten Kiosk die Flasche eines Elixiers, dessen Wirkung mir von der Verkaufsberaterin, die ich übrigens nicht näher kannte, als äußerst wohltuend, geradezu heilsam beschrieben worden war.

Später an diesem Tag, nach einem dezenten Schluck aus dieser Flasche, die eine nach Tamarinde riechende, schlammfarbene Flüssigkeit enthielt, warf ich diese Flasche von der Veranda des Baumhauses auf den urwaldhaft bewachsenen Abhang zu meinen Füßen.

Würde ich heute nicht mehr so machen. Weder kaufen, noch trinken, noch ungeordnet entsorgen. Dieses denkend, lauschte ich gezwungenermaßen einer weiblichen Stimme aus dem Radio. Die Frau beklagte sich, dass ihre Finger derart klamm noch wären, dass sie die SSD-Karte nicht entsperren konnte, auf der sie die Musik für ihre Sendung, die doch längst angefangen hatte, gespeichert hatte. Notgedrungen, so führte sie weiterhin aus, musste sie Songs von einem anderen Speichermedium, das sie nicht mit ihrem Fingerabdruck verriegelt hatte, abspielen. Hier allerdings ergaben sich offenbare neue Probleme. Ich verließ unterdessen das Haus.

Abermals dachte ich unwillkürlich darüber nach, welche Melodien wohl in der Architektur Berlins eingefroren waren, wie Goethe es einst so trefflich in Worte gegossen hatte. Je weiter ich dabei in die Innenstadt drang, desto deutlicher vernahm ich den Sound eines Formatradiosenders, knapp über der Wahrnehmungsschwelle abgespielt.

Während in einem Lakritzgeschäft der Verkaufsvorgang abgewickelt wurde, überraschte mich der Inhaber dort mit seiner Beschallung durch Songs Of A Lost World. Ich zeigte mich erfreut, dass ausgerechnet er, ein Händler schwarzer Ware, sich für das Abspielen dieses Meisterwerks entschieden hatte.

Beinahe war ich schon wieder mit der Stadt versöhnt.

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