08.09.
Sprache als Fluidum—blubblubblubb, oder gluckgluckgluck? Mit dieser Frage war ich gestern inmitten meiner Lektüre aufgebrochen, um mich mit Sprache zu umgeben. Mit Gesprochenem, was sich, auf eine für mich unangenehme Weise, nach Römischem anhört; Belauschen ist eine Körpertechnik, die ich sehr gut beherrsche. Plus I know a place.
Eine Paar aus jüngeren Frauen mit Renee-Frisuren, kein Paar unter sich, unterhielt sich nicht miteinander, sie tauschten Standpunkte aus. Glichen sie miteinander ab und vom gemeinsam erarbeiteten Standpunkt dann an der sogenannten Gegenwart. Eine Seelenarbeit, auch Tätigkeit der Vergewisserung („Wie bin ich? Wirklich?“), die auch die Leserinnen und Leser von Leif Randt fasziniert.
Ein Horror für die SPD. Die Arbeitenden empfinden sich selbst als fluide. Ich kenne Menschen, SPD-Wählende darunter, die vermissen an solchen Gedankengängen die Ausgewogenheit. Ihnen fehlt dort vor allem das Mittelmaß. Die blonde Renee-Frau sagte zur Dunkelhaarigen: Sie spürt in ihrer Paarbeziehung eine Gender Imbalance.
Die andere daraufhin: Männer sind besser im Entscheiden („Stefan war’s zu trocken“).
Ich hatte mir das immer anders gewünscht oder sogar vorgestellt, aber im Ausland leben könnte ich leider nicht.
Ich brauche das Sprachbad regelmässig. Wenn die Erinnerung an das Gesprochene, an die aktuelle Version des Deutschen, ausschließlich aus der Erinnerung und aus jenen der anderen kommt, aus den Büchern, genügt es meinen Ansprüchen an die Frische der Ware bald nicht.
Kosmische Allmachtsfantasien, s. Schmidt, s. Kracht, s. whoever verbieten sich leider für mich.