04.04.
Es gibt einen bestimmten Farbton, ich liebe das Wort aus dem Englischen, Hue, in dem die Fensterrahmen und -läden hier im Südwesten Frankreichs gestrichen sind. Bei der Ankunft in Narbonne, in der Helligkeit auf dem Bahnhofsvorplatz, der rechterhand in eine noch von einem Blätterdach unbeschirmte Allee mündete, fiel es mir ein: Der Ton stammt von der Palette der Platanen.
Hier würde ich mich einlesen müssen: War die Platane zuerst hier vor Ort? Wenn ja, dann doch bestimmt als Wildwuchs, vereinzelt, irgendwo unter anderen Gehölzen, anders gefärbten vor allem, anzutreffen. Und war es also wiederum der Mensch, der sie für sich und seine Siedlungen als Allee- und Stadt-, vor allem auch Platzbaum ausgewählt und dort in seinen Mustern, nach seinem Geschmack angeordnet hat. Kultiviert.
Vor allem scheint es mir, heute, nicht allein in Narbonne oder zuvor in Toulouse auch, so zu sein, als ob die Platanenpalette die übrigen Töne, die bei dem Bau der südwestfranzösischen Städte zum Einsatz kamen, bestimmt haben würde.
Selbst die Trikolore weht vor einem Platanenensemble, das den Blick rahmt auf ein Gebäude mit platanentonfarbenden Fensterrahmen und -läden, besonders feierlich und schön.
Dazu fiel mir ein, denn noch habe ich nicht damit begonnen, mich einzulesen, dass es die platanentonfarbenden Fensterrahmen, selbst Türen und Türklopfer in diesem Hue, auch in Südostfrankreich gab, wo ich eine Zeit meines Lebens lang zu Gast sein durfte. Und dass ich damals auch schon dachte, dass die zu den Platanen wie gemalt passende Dachpfannenfarbe das Lichtspiel des Sonnenuntergangs unter dem beinahe weißen Himmel aus sich heraus hervorbringt.