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27.06.

27.06.

Am Nachmittag, gestern, an der Balkonbrüstung, gießend, fiel mein Blick entlang der Wasserstrahlen, auch ähnlich prismatisch, auf den seitwärts schräg versetzt daruntergelegenen Balkon eines Nachbarn, der in dem Moment lediglich mit einem Lendenschurz bekleidet dort auftrat. Es hatte 30 Grad.

Nennen wir ihn Stephen. Der tischtennisplattengrüne Stoff seiner Schürze war in gleißendem Weiß paspeliert. Ich habe, modisch gesprochen, schon einiges zu Gesicht bekommen. Aber solch eine Schürze sah ich dort zum ersten Mal.

Auch nach bald 30 Jahren in Ostberlin kann ich mich nicht daran gewöhnen, dass die Leute hier gerne nackt sich zeigen, sobald es Sommer wird. Offensiv. In your Face. Besagter Nachbar beispielsweise frühstückt auch nackt. Dann in Gesellschaft seiner Nachbarin. Und im Freibad gibt es eine ganze Wiese, die den Nackten vorbehalten ist.

Wäre Deutschland heute anders, wenn wir die ostdeutsche Nacktkultur assimiliert hätten?

Ich saß im Parkcafé heute, als mit einem Mal ein Sommergewitter losbrach. Eines von jener Sorte, wie man sie aus Thailand kennt; von denen Alexander Frater schreibt, dass dann «Birds were drowning in mid flight».

Am Nebentisch war eine junge Frau in ein Gespräch mit ihrem Tinder Date vertieft. Plötzlich, man konnte vom Schirmschatten aus keine fünf Meter weit sehen durch die Regenwand, brach er spurtend auf, verschwand in den Fluten.

Sie rief mir durch das Rauschen hindurch zu: Er ist Feuerwehrmann. Und machte später noch ein Foto von seinem sich vollsaugenden Sitzkissen.

Bald wurden von der nahen Straße her die Martinshörner laut. Dann eitel Sonnenschein. Tales from the torrent zone.

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