25.08.
Geweckt vom Wind, sogleich mit dem Handtuch im Marienbader Korb zum Schwimmen. Ich war der erste am Beckenrand, die Wasserfläche makellos wie auf der Postkarte von Hockney.
Kühl und angenehm chloriert, ein Kuss nach dem Zähneputzen. Noch immer, auch am Ende der zweiten Saison ahne ich nicht, warum ich beim Schwimmen anderes denke, als beim Gehen. Warum meine Gedanken einen anders gearteten Verlauf nehmen. Aber Zahnschmerzen fühlen sich ja auch anders an als Kopfrechnen, nicht wahr?
In der Zeitschrift für Ideengeschichte, die beinahe komplett den Erinnerungen an Siegfried Unseld gewidmet erschienen ist, kommt an zwei Stellen die Anekdote vor, wie er, als Soldat, während des Rückzuges von der Krim aufs offene Meer hinaus schwimmend den Feinden entrinnt. Beide Male wird betont, dass der Wahrheitsgehalt dieser Anekdote nicht als gesichert gilt. Aber der im Notfall amphibisch werdende Mensch bleibt haften. Es gibt noch eine andere Anekdote, die Stephan Opitz gerne erzählt, auch da spielt das Schwimmen des Unselds eine tragende Rolle.
Mein Sprung in das unberührte Wasser machte mir den Morgen gleich so schön, dass ich einfach nur weiter und weiter schwamm. Obwohl die anderen bald so viel an Aufwallung erzeugt hatten, dass aus dem leichten, schnellen Wasser, schwereres geworden war.
Im Gespräch mit Michael Krüger (in der Zeitschrift) sagt der dann auch, dass jeder Schriftsteller auch am liebsten einen Verlag ganz für sich alleine hätte. Und auch ich hätte gerne ein 50-Meter-Becken nur für mich.