24.09.
Samstags mit Alexander nach Bad Wilsnack gebrummt (Sonnabends klänge es noch literarischer), die Westmark, das rechtselbische Land hatten wir bislang noch viel zu selten bestrichen. Das Wetter schien golden and so were we.
Gelockt hatte freilich die Wunderblutkirche. Damit einher ging, bei mir zumindest, die Lust, dort auch eine Nachbildung oder sogar ein Präparat einer noch erhaltenen Bluthostie zu sehen zu bekommen. Die Qualität der Heimatmuseen in Brandenburg wird von uns mit dem Prädikat «schwankend» beurteilt. Als Leuchttürme ragen Eberswalde, Branitz und das Gurkenmuseum von Lübbenau aus dem weiten Feld.
In dieser Hinsicht präsentierte sich Bad Wilsnack als Enttäuschung. Die, laut Brecht, ein Produkt unserer vorangegangenen Selbsttäuschung war. Der Ort, als Kenner Brandenburgs erwartet man nicht anderes: von Menschen befreit. An jedem dritten Laternenpfahl hing ein tannengrünes Plakat mit dem Slogan «Deutschland den Deutschen». Blühende Vorgärten.
Auf dem Marktplatz, der wie beinahe alle Marktplätze in Brandenburg, zu groß, zu weit und vor allem zu leer erschien, saß ein dicker, alter Mann auf einer Bank vor dem Pilgercafé. Blauer Button auf dem T-Shirt «Opas gegen Grün».
Schon von dort, vom Vorplatz der Blutkirche aus, war zwischen den Häusern das den Ort umgebende, unendlich wogende Feld zu erkennen. Ab und an Wäldchen, Bäume. An einem der zahlreichen Ortsausgänge wiesen Schilder in allerlei Größen auf einen sogenannten Düker hin.
Als sich in Berlin die Türen des Regionalexpress öffneten, wurde ich von einem Mann mit «Na, Du Vollidiot?» begrüßt. Er trug seine Stoppelfrisur in Rot und Himmelblau.
In drei Monaten ist Weihnachten.