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23.03.

23.03.

Gestern — oder sollte ich hier vielleicht doch jestern schreiben? am Jahrestag der Pandemie: Ausflug nach Luckenwalde.

Mir war, vor allem auf Tik Tok, eine ältere Sendung in Erinnerung gerufen worden, in der Frank Rosin dort ein Waldgasthaus heimgesucht hat, um der mir irgendwie sympathisch scheinenden Wirtin die Leviten zu lesen.

Nach angenehmer Fahrt im Regionalexpress führte die Wanderung über den Luckenwalder Skatewanderpfad in den Wald. Auffallend viele Tore und Pforten, die, übermannshoch und an den Oberkanten noch mit Zacken oder Stacheln bewehrt, den fremden Blick in die größtenteils von Schrottimmobilien bestandenen Grundstücke verhindern sollen. Der desolate Zustand der Gebäudemasse steht freilich in einem krassen Gegensatz zu den akurat geteerten Straßen und einer astrein gefliesten Fußgängerzone.

Im Hinterhof eines Trockenbauers war eine piratendunkle Flagge aufgezogen mit der Aufschrift «Lieber im Stehen sterben als im Knien zu leben». Der Waldgasthof, mittlerweile in Waldidyll umbenannt, hatte geschlossen.

Hannah Goldfield hat jüngst im New Yorker von dem Phänomen berichtet, dass Restaurants jetzt vermehrt auf eine Form des Social Clubs setzten, die ja auch bei der deutschen Ganja-Legalisierung eine tragende Rolle spielen sollen: Solche Restaurants der neuen Art sind nur noch theoretisch öffentlich, im Grunde muss man ein informelles Mitglied deren Gästeschaft werden, das läuft über Bürgschaften, wie man es hierzulande vor allem von den Golfvereinen her kennt, und man entrichtet einen gewissen Vorschuss auf die zu verzehrenden Mahlzeiten in Form eines informellen Jahresbeitrages im Voraus.

Ob aber das Waldidyll im Elsthal zu Luckenwalde seit kurzem als solch ein Social Club firmiert, konnten wir im weiteren Verlauf des Tages nicht mehr erruieren. Interessant war dann aber doch noch eine Plakette an einer Fassade, die darauf hinzuweisen helfen sollte, dass dort, im einem Gebäude, das früher noch an dieser Stelle gestanden hatte, die SPD gegründet worden war. Mittlerweile befand sich dort ein sogenanntes Job Center der Agentur für Arbeit. Es war riesengroß. Beinahe größer als Luckenwalde selbst.

Mittagstisch in «Steffens Kantine»: Backfisch, Rahmgemüse, Reibekuchen mit Apfelbrei. Durabel.

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