20.02.
Am sogenannten Record Store Day mit Bastian in Neukölln, wo, zur Feier des Tages, der Rough-Trade-Superstore eröffnet ward.
Das silbrige Glöcklein der Gentrifizierung tönt hier, visavis der Rollbergstraße und dem durch sie erschlossenen Rollbergkiez, besonders hell — nicht erst seit Rough Trade; auch schon seitdem an dieser Kreuzung eine Filiale des Künstlerbedarfshändlers Boesner eröffnet wurde.
In dem Schallplattenladen, der verblüffend großflächig geraten ist, hatten sich zur Blauen Stunde Hunderte um eine dort fest installierte Bar eingefunden. Ein sonst selten in dieser Konzentration zu beschauender Prunk des alternden Mannes, vermutlich an AA Bronson geschult, der sich in Stetson-Truckercaps, Tom-Ford-Hornbrillen und bodenlangen Steppmänteln in den sprichwörtlichen Bonbonfarben formulieren lässt, sorgte für den Look and Feel einer Ausstellungseröffnung am Anfang des Jahrhunderts. An den hohen Wänden des Saales waren, wie russisch gehängt, die Schallplattencoverquadrate aus der Jugendzeit dieser Herren, so auch der unsrigen, neben- und übereinander aufgereiht.
In einem Sofortbildautomaten konnte man sich einen Streifen mit Erinnerungsporträts ausdrucken lassen. Die Bilder erschienen in Anton-Corbijn-haftem Schwarzweiss auf dem Fotopapier.
Man kann in diesem Superstore der Erinnerung auch Aufnäher kaufen mit dem Logo der Sex Pistols. Auch Stereoanlagen und Effektgeräte für ein heimisches Dub-Konzert.
In seinem Buch «Klartext» hat Arafat Abou-Chaker gerade erst ein breites Kapitel seinen Kindertagen im Rollbergviertel gewidmet. Auch er wird vermutlich niemals mehr aufhören können, living this way.