Zum Inhalt springen

22.02

22.02.

Ich habe Reptilien, Schlangen vor allem, schon immer beneidet für ihre Möglichkeit, sich ihre abgestreifte Haut von nahem anzuschauen. Auf dem Grat der Krankheit, wenn sich ein Gefühl der Besserung zeigt, schaut man nicht zurück.

Auf Jamaika, zumindest behauptete das ein Uber-Fahrer, gibt es keine Schlangen. Das dort vorherrschende Reptil ist das Croaking Lizard (Aristelliger praesignis, eine Art Gecko, der nach Sonnenuntergang seine Stimme ertönen lässt. Ein Schnarren, das, je nach Aufenthaltsort, je waldiger der ist, umso lauter wirkt.

Am schönsten Ort auf unserer Reise, einem Hafenstädtchen im Nordosten der Insel, lebten wir am Ende einer Sackgasse und von dort aus, vom Vorgarten einer Pflanzersvilla, die neuerdings mit Autolack in zuckrigen Pastellfarben angemalt als «The Royal» firmierte, betrachtet, ungeheuer oben auf dem steilen Hügel des Mango Ridge, der komplett von Bäumen und Sträuchern aller Art begrünt und vor allem beschattet wurde.

Work Of Love, seines Lebens wohl auch, eines wunderlichen Amerikaners, der dort vor vierzig oder dreißig Jahren sich festgesetzt hatte. Überall in dem Dickicht seines Waldes hatte er nach und nach zierliche Hütten auf Stelzen errichtet, komplett mit Kühlschrank, Badekammern und Ventilatoren, von deren Balkons aus man den Blick über die gesamte Bucht in sich aufnehmen konnte als ein sich graduell eindunkelndes oder aufhellendes Bild.

Auf Reisen, gerade wenn es dort heiß ist, begnügt man sich ja liebend gern mit den simplen Freuden.

Nachts schnarrten die Echsen. Hier wurde ich wieder gesund.

Weiterlesen