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20.02

20.02

Im weiteren Verlauf des Silvesterabends wurde ich sehr krank. Das schreibt man so hin. Ich nicht.

Eine zunächst harmlos wirkende Infektion vom Weihnachtsgottesdienst, die ich anfänglich für Schnupfen, dann für Corona gehalten hatte, eskalierte binnen zwei Stunden. Noch während des Fischfondues rief mich meine Uhr an und meldete Herzrasen. In den folgenden Stunden bekam ich drastische Atemnot und diese verschlimmerte sich über die kommenden Tage, wobei es mir tagsüber, so lange nur die Sonne noch schien, etwas besser erging.

Nachts fürchtete ich zu ersticken. Auch das schreibt man so hin, aber es war wirklich so. Atmen konnte ich nur noch im Stehen oder im Sitzen. Sobald ich mich hinzulegen versuchte, bekam ich das Panik auslösende Gefühl, dass meine Lunge zu klein war, um noch ausreichend Sauerstoff herbeiholen zu können.

Anfänglich nur ein Mal in der Nacht, bald andauernd war ich nahe dran, den Notarzt zu rufen. Warum nicht, das kann ich heute noch schwerer beschreiben als damals. Denn ich habe ja überlebt. Und irgendwie war meine Hoffnung auch damals noch diese gewesen: so schlimm wird es doch noch nicht sein.

Aufgrund eine der üblichen Pannen — etwas mit Übertragungen und Computern — dauerte es zwei Tage länger als versprochen, bis mir endlich die Medikamentation verschrieben werden konnte, die mich letztendlich dann rasch gesunden ließ.

So rasch, dass es mir schon beinahe wieder lächerlich vorkommen wollte, wie nah dem Tode ich mich noch einen Tag vorher gewähnt hatte.

Aber eben nur beinahe. Denn die Erfahrung, wie «von jetzt auf nachher» sich das ganze, im Glück geglaubte Leben in einen langen grauen Traum verwandeln kann, die war mir noch immer gegenwärtig. Und sie ist es auch immer noch.

Vom Elect zum Praeteriten in Augenblicken. Ein paar Tage später reisten wir nach Jamaika ab.

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