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16.09.

16.09.

In meinen Erinnerungen, in den Träumen spielen Möbel keine Rolle. Gesichter vielleicht, Personen, Räume als vage die Szene rahmenden Behältnisse schon.

Am seltsamsten, kurios am empfand ich die kleinen Hausbars, die es in jedem der drei Häuser in den Zimmern hatte. Im Deutschunterricht, wir lasen «Frost», hatte uns der Lehrer als Interpretationshilfe nahegelegt, dass Bernhard Alkoholiker gewesen sei. Die Gedankengänge wären typisch, hieß es. Ich hatte das so hingenommen. Womöglich hat es sogar mein Bild vom Denken unter Alkoholeinfluss geprägt.

Nun aber, wie gesagt: inwiefern André Heller vertraut werden kann, ist eine andere Geschichte, erfahre ich im Nachhinein, dass Bernhard so gut wie überhaupt nie trank. Allerhöchstens mal ein Glas Wein, das sprichwörtliche. Die in beinahe sämtlichen Zimmern seiner Häuser arrangierten Minibars aus dekorativ zusammengestellten Flaschen waren, wie die Möbel, die Bilder und letztendlich sogar die Küchen, in denen «nie gekocht wurde», die Schreibtische, an denen «nichts geschrieben» wurde, die Schuhsammlungen, deren Paare nie das Haus verlassen hatten, die Spazierstöcke, Arbeitsjacken, Mäntel, Hüte, Ponchos et cetera, die Gummistiefel und Krawatten, einzig dazu da, ein Leben zu illustrieren, das, laut Heller, in der Form gar nie stattfand.

Fernseher in jedem Raum und Radioapparate. Sendungen wurden gehört und geschaut.

Tio Pepe, Nieport’s, Cinzano, Jamaica Fire, Emilio Hidalgo, Marinero, Donaufürst, Küstennebel, Arrak, Booth’s High & Dry, Jim Beam, Zwetschken

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