12.09.
Zur besungenen Feierabendszeit, die an Freitagen ja um eine Stunde eher angesetzt wird für die meisten, fand ich mich mit einer Überzahl von erkennbar Berufstätigen konfrontiert, die auf der gegenüberliegenden Straßenseite das Fußgängergrün erwarteten.
In dem Moment, als es dann soweit war mit dem Lichtzeichen, walzte eine Stampede auf mich zu. Ich schien nun mit einem Mal der Einzige, der in diese Gegend strebte, die sie hinter sich zu lassen entschlossen waren. Keiner, auch unter den Frauen an der breiten Spitze dort schien keine dazu gewillt, mir eine Lücke darzubieten. Auf irgendeine Weise ging ich durch sie alle hindurch.
Das ist das Stadtleben. Man kann es schauderhaft finden, mag sich von der Allgegenwart der Armut in ihren sämtlichen Formen, den neuartigen wie den uralten, herzlich abgestossen fühlen. Aber es gibt kein Entrinnen. Erst recht nicht auf dem sogenannten Land.
Ich weiß nicht, inwiefern ich André Heller trauen kann, aber wenn auch nur ein größerer Teil stimmen sollte von dem, was er in seinem Thomas-Bernhard-Buch schreibt, dann kann man sehr wohl auch sein Stadtleben als Inszenierung begreifen; die Stadtwohnung recht städtisch einrichten und die Stadtkleidung überall gut sichtbar in die Schränke dekorieren. Als Städter sich unter die anderen tun und insgeheim doch nie ein Stadtmensch werden. Nichts gemein haben mit einem Leben dort, mit diesem Getriebe.
Alles bloß Inszenierung, in der man ab und an seinen Auftritt hat, um
Wieder zu verschwinden.