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09.05.

09.05.

Bad Director natürlich im Babylon. Ich fühlte mich etwas erschlagen von der Masse an Premierenbesuchern, stellte dann drinnen im Saal fest, dass es sich um ein riesiges Kino handelt, in dem ich noch nie gewesen war. Immer bloß daran vorbei gegangen. Aus dem kleinen Plattenladen, in dem ich einst gerne eingekauft hatte, zu Plattenkaufzeiten, ist mittlerweile ein Café geworden, das eine komplett verspiegelte Decke hat — very instagramable.

Einen Film mit so vielen anderen anzuschauen, hatte ich schon lange nicht mehr gemacht. Viel gelacht — von mir aus, aber immer wieder auch angesteckt von den anderen um mich herum. Oliver Masucci, den ich seit seinem Auftritt als Gajus Sexus in Hannover sehr schätze, spielt Oskar Roehler derart grotesk, dass ich mir nicht vorstellen kann, wie Roehler es fertig bringen konnte, dabei Regie führen. Eine Art Our of body experience. Totale Abstraktion. Ungefähr wie dieser Ketamin-Rausch, von dem mir einmal jemand erzählt hatte, als er sich, an der Bar sitzend, selbst auf der Tanzfläche entdeckte und dann mühelos von dort aus widerum sich selbst an der Bar sitzend sah.

Ob ich den Film auch derart komische gefunden hätte, wenn ich ihn allein angeschaut hätte (was man ja früher manchmal hatte, bei Constantine-Vorführungen, da saß man in München allein vor der Leinwand in einem sehr komfortablen Kino, mit Sound und Lights out, aber halt allein).

Dreßler und Wiedemann berichten in «Kunst des Zuschauens» von einem Experiment mit der Vorführung einer lustigen Theaterszene in unterschiedlich gefüllten Zuschauerräumen: «Die 50 Leute im Parkett brachten nicht jene Massenkraft zustande, die Wirkungen des Theaters als gesteigertes Selbstbefinden des Zuschauers in Kooperation erst entstehen lässt. Der leere Zuschauerraum bewirkt also auch eine leere Bühne.»

Kann man Kino und Theater vergleichen? Ist Kino wie Fernsehen im Theater?

Gut fand ich auch Roehlers kurze Ansprache vor dem Lights out: «Der Film ist länger als der Trailer. Ich hoffe, dass einige von Euch die intellektuelle Kraft aufbringen, das durchzustehen.»

Kann man als Publikumsbeschimpfung isoliert betrachten und dann wäre es für sich genommen schon löblich, diese schöne Form mit einem Revival zu bedenken. Darüberhinaus sind Reels, TikToks und Clips auf Youtube ja wie Fernsehen im Naturtheater. Loads to unpack here. Und die Suhrkamp-Lektorinnen-Fantasie war für die Ewigkeit. Zumindest für meine. Geil.

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