05.04.
Die Wunder sind schwerer noch zu finden dieser Tage. Heute ragte aus dem Wirtschaftsteil eine kl. Nachricht heraus, dass der letzte, noch fehlende Turm der Sagrada Familia in Bälde vollendet würde – warum aber diese Frohe Botschaft im Wirtschaftsteile verkündet wurde und nicht im Feuilleton — wo aller Wahrscheinlichkeit nach Claudius über die Grünen schreibt — man weiß es nicht (also ich).
In einer Zeitschrift aus dem Jahr 1920, die ulkigerweise «Das Tagebuch» hieß, fand ich einen Text eines ominösen O. Robins, einem Amerikaner, der damals Gespräche mit Lenin geführt hat. Interessant, dass Lenin sich an einem als bizarr geformt vermerkten Tisch hat sprechen lassen. Auch schreibt der Ami, dass Lenin auf die Fragen nie eingeht, stattdessen stundenlang über Historisches labert; Fakten also, auch Scheinfakten darunter, die einem als Nicht-Russen schleierhaft sind, wahrscheinlich auch bleiben sollten. Die «reiche» Kultur dieses wunderbaren Landes ist ja teilweise durch die Aggression des Westens in Vergessenheit abgedrängt worden.
Sehr gut kann ich mich dahingehen erinnern an die Minute mit Rainald im alten Schuhmanns an der Maximilian-Straße, in der ich ihn befragen konnte: Warum Berlin!
Ähnlich irgendwie sind wir dann letztlich alle hier gelandet, niemand von uns gern.
Der Nachbar, wie die meisten hier Ex-Stasi, räumt heute den Hinterhof auf, dass, rechtzeitig zum Herrentag, in Bälde das sommerlange Saufen vor den Mülleimern beginnen kann.
Aber wäre ich denn zu einer anderen Zeit, in einem anderen Land, mit anderem Klima noch glücklicher?