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02.12.

02.12.

Bei jedem Besuch in der Alten Heimat kommt mir das Land dort verändert vor, aspekteweise, zur Fremde hin.

Dieses Mal war es ein Automat für Grabgestecke, der den Kunden dieser Gärtnerei auch am Sonntag zur Verfügung steht, wenn selbst in der Landeshauptstadt, anders als in Berlin, alles geschlossen hat.

Auf dem Friedhof lag noch am Nachmittag Reif auf den Wiesen. Oder schon wieder? Ich dachte an den Sonnenstrahl hinter der Aussegnungshalle, in dem ich die Bienen schwärmen gesehen hatte hinter der getönten Scheibe. Und davor, auf einer Staffelei, das Foto von seinem Gesicht.

An den Abenden lange Gespräche mit dem Bruder. Ich konnte es nicht glauben, musste immer wieder hinschauen, wie ähnlich wir geworden sind. Nicht einander. Aber etwas Drittem. Dem entgegen gleichen wir uns an.

Er wohnt mittlerweile selbst ganz ähnlich wie ich. Vergleichbare Lage. Sein Stadtrand freilich mit weit schönerem Blick, weil der Rand dieser Stadt der Rand eines Kraters ist.

Nachts fing es schlagartig an zu regnen und heute früh, als ich in Nachtdunkelheit zur Bahnstation wanderte, saß in einem frisch abgewaschenen Apfelbaum ohne Blätter, dafür noch mit Früchten ein ebenso dunkler Amselhahn und zwitscherte sotto voce vor sich hin. Unentschieden, ob jetzt Winter werden würde, oder doch bald Frühling. Amseldrosselhochsaison.

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