Zum Inhalt springen

01.04.

01.04.

Müller zitiert Werner Hegemann über König Friedrich Wilhelm I., dem «die Sklaverei, in die er sein Land herabgewürdigt hat, schließlich selbst zuwider ward. 1738 wollte er sich in das republikanische Holland zurückziehen, um dort als ‹freier Bürger› zu leben. Er nannte sich selbst gern einen ‹guten Republikaner›.»

«Oft hat er beliebige Bürger zum Mittagessen ins Schloss geladen. Dem Berliner Bürger, der sich von dem bis ins Innere aller Häuser dringenden Spionagesystem des Königs umgeben wusste, konnte nichts Peinlicheres zustoßen. Denn mit einer Tracht Prügel entlassen zu werden, war die mindeste der damit verbundenen Gefahren. Stets drohte Zwangsarbeit im nahen Spandau. Auf derartige königliche Überfälle mit allen Waffen der Scheinheiligkeit, Biederkeit und des manchmal rettenden Witzes vorbereitet zu sein, galt als Selbsterhaltungspflicht jedes, der die Berliner Straßen benutzen musste.»

Das ist die tiefe Prägung, die in den Erscheinungsformen der Berliner und Brandenburger (wir reden vom herrlichen Preußen) bis heute nachschwingen. Die Prägung erfolgte laut Hegemann und anderen von klein auf, da «selbst Schulkindern nachgesagt wird, dass sie sich mit den passenden Lügen auf die zudringlichen Fragen des unvermutet auftauchenden Königs vorbereiten mussten.»

In der weiteren Geschichte wird dieses Verhalten unter einem strafenden Spionagesystem bis ins Rückrat eingefleischt. Kein Wunder, dass es mittlerweile Reichsbürger gibt, die es zurückdrängt an den Ursprung. Die sich nach dem guten König sehnen wie andere nach Japan oder früher nach den USA.

Die Story mit dem Grab im Weinfass ist verbürgt.

Heute früh wunderbar breit gestrichener Sonnenaufgang.

Weiterlesen