9.12.
In der kleinen Passage vor der Buchhandlung Felix Jud stand der Kunsthändler Robert Eberhardt selbst und redete mit einer Kundin. Es war jetzt drei, allerhöchstens vier Jahre her gewesen, dass wir auf einer Soirée bei den Mosebachs einander vorgestellt worden waren.
Seitdem in diesem Sommer zuerst die Bunte, dann auch bald der Spiegel von Eberhardts Geschick bei der Transformation von Felix Jud berichtet hatten — in der Bunte war von ihm als einem Kunst- und Buchhändler der Reichen und Schönen die Rede — steht er freilich vor allem am Neuen Wall unter Beobachtung. Schließlich präsidiert er dort als einziger, vielleicht auch als letzter Vertreter einer ganzen Branche, die es in ihrer althergebrachten Form bald nirgendwo mehr geben wird.
Seit neuestem tragen die plötzlich sehr viel interessanter wirkenden Kunsthandelsgehilfen bei Jud uniform schwarze Kleidung, wie es in den Galerien beinahe schon wieder verpönt ist. In dem ultra traditionellen Ambiente der in Wandlung begriffenen Buchhandlung — beileibe kein White Cube — wirkt das freilich ganz anders. Es wirkt erfrischend. Modern.
Auf Nachfrage referierte Robert Eberhardt auf charmant selbstironische Weise, wer heute alles schon da gewesen war.
Wer im People-Geschäft tätig ist, kann sich einer Referenz an Kir Royal nicht ernsthaft verwehren. Beispielsweise hatte sich eine Kundin sein Interview mit dem Spiegel direkt auf den Seiten des Nachrichtenmagazines signieren lassen. Dafür war sie auch eigens von München an den Jungfernstieg gefahren.
Nie aber würde man von ihm direkt erfahren, wer was gekauft hat.
Vom neuen Handke war um die Mittagszeit leider nicht einmal mehr das Exemplar aus dem Fenster übrig geblieben. Höchst bedauerlich!