8.12.
Kurios, aber: Vor ungefähr bald 25 Jahren bin ich aus Hamburg weg gezogen und noch immer habe ich hier ein Heimatgefühl, das sich anscheinend dagegen sträubt aus mir vertrieben zu werden.
Der Bahnhof von Altona ist gewiss kein schöner Ort (er war auch schon noch hässlicher) aber es genügen mir zwei drei Querstraßen und ich fühle mich so sicher wie daheim. Aufgehoben (als läge man davor noch hilflos gemacht wie ein Käfer da).
Dann stösst ein dunkelhäutiger Lieferant die Türe zum Gastraum des Cafés auf: «Moin», und der Mann am Tresen, aus Japan, ruft ihm sein Moin entgegen. Es gibt wahrscheinlich keine andere Stadt in Deutschland, die sich zugleich auch als Kulturraum begreift und die diese Kultur auch derart pflegt. München, wohin ich aus Hamburg damals gezogen war, ist schön aber nicht satisfaktionsfähig.
In Hamburg schaut mich meiner Mütze wegen niemand schief an. Berlin ist zwar ins Gigantische gewachsen aber im Herzen stets Dorf geblieben. Deshalb gefällt es Leuten aus München in Berlin so gut. Hamburg ist liberal. Man war hier schon immer frei.
Ein Mann hatte sich zu mir gesetzt. Nach einem Schluck aus seinem Tässchen rief er dem Japaner quer über die Köpfe der übrigen Gäste hinweg zu, dass sein Espresso heute gut geraten sei «schön heiß».
Aus einer mitgebrachten Plastiktüte ragten Pinsel und der hölzerne Winkel einer winzigen Staffelei. Schon beinahe wieder draußen verkündete er, vielleicht sogar mir, dass er zurück an die Arbeit müsste «den Pinsel zu schwingen».
Abends eine wunderbare Ente.