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6.2.

6.2.

Vielleicht ist es kein Zufall, dass ausgerechnet die einzigen Tiere, die in Melodien sprechen, zur bevorzugten Beute der Katzen gehören. Vielleicht wollen die Katzen — der Euphemismus von der Katzenmusik kommt nicht von ungefähr — sich mit den erbeuteten Vögeln deren Musikalität einverleiben, die ihnen vorenthalten ward.

Abermals erweist sich bei meinen Versuchen Lola als die sensitivere von beiden: Sie reagiert stark auf Klaviermusik, bevorzugt romantische. Und wenn bei Gentle Pets von More Eaze die Streicher einsetzen, stellt sie ihre Ohren noch etwas aufrechter als sonst schon. Spiele ich dieses Stück zum zweiten Mal in direkter Folge ab, macht sie ein murrendes Geräusch und verschwindet von ihrem Lauschplatz auf der Treppe in einen vom Lautsprecher entfernteren Raum.

Die beiden sind Türken — müsste ich das in Betracht ziehen als Prädisposition; verändert das etwas hinsichtlich einer Beurteilung ihres Musikgeschmacks durch mich?

Auf Apple Music gibt es eine ganze Serie von Alben mit Musik für Katzen. Die müssten eher mit Muzak betitelt werden — recht lieblos zusammengestellte Fahrstuhlmusik, die mit Schnurrgeräuschen und stellenweise auch mit Vogelgezwitscher unterlegt wurde. Keine nennenswerten Reaktionen in der Zielgruppe (was mich mit einem seltsamen Gefühl von Stolz anweht, gerade so, als wären die Katzen meine Kinder).

Lola hat winzige Pinsel an den Spitzen ihrer Ohren. Wie ein Luchs. Heute seit langem wieder Schnee. Nachts bleibt die Luft so klar, dass ich mit dem Fernrohr alles sehen kann, was der Mond auf seiner Oberfläche zu bieten hat.

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