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31.1.

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Ich wäre ein guter Postbote, dachte ich — im Irgendwo zwischen der Straße 199 und der Straße 41.

In diesem Abschnitt der Outskirts des nordöstlichsten Berlins dominiert eine derart hemmungslose Wahllosigkeit bei der Taufe der Seitenstraßen, die freilich allenfalls den Postboten aufgefallen sein dürfte, da sich außer ihnen wohl kaum noch andere hierher verirren dürften.

Zwischen der Straße 199 und der Straße 41 beispielsweise liegt nicht etwa die Straße 198, die Straße 200 oder auch eine Straße 42, von der es im Stadtgebiet mit Sicherheit deren «zweie» gibt, sondern: die Grumbkowstraße.

Wer war Grumbkow? Gab es auch eine Grumbkowa?

Interessanterweise — interessant für mich jedenfalls, für meinesgleichen: Die Grumbkowstraße führt aus ihrem Schaft von Zahlnamen gekrümmt wie ein Säbel heraus und verweist auf ein kleines, rundöich geformtes Viertel von Sträßle, die beinahe allesamt und damit fast auch einheitlich nach Instrumenten volkstümlicher Musik benannt wurden: Zitherstraße und Okarinastraße, Akkordeonweg, Fagottstraße und Tubaweg — ich kann die dort erzeugte Melodie schon beinahe hören, allerdings wird dieses Viertel, von seinen Bewohnern vielleicht Schnaderhüpferl genannt, mitten schräg hindurch geschnitten von einer dort unvermittelt beginnenden Straße 182.

Auf dem Parkplatz des Tierfuttergroßhändlers Fressnapf stand ich dann noch unnatürlich lange Zeit vor dem gigantisch breiten Wahlplakat des dortigen CDU-Kandidaten Johannes Kraft. Das Plakat wiederum beinahe so breit wie sein Unterleib. Der Slogan, in Anbetracht seines Nachnamens: wirkte ebenfalls wie gewachsen, ganz natürlich. Seine Forderungen schienen mir alle verständlich. Ganz unten stand: Jedem Haus seinen Abwasseranschluss.

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