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29.5.

29.5.

Pfingstmontag schlief der Rabbi not so long.

Auf der Terrasse, um ihn herum die Ecstasyleichen, schweigend ins Gespräch vertieft. Einander innig zugetan. Gestern war der sogenannte Karneval der Kulturen.

Er war dann aus der Stadt hinaus gefahren, tief ins Brandenburgische hinein, wo in einem Kirschgarten ihm Jazz versprochen ward.

Reinhard, der Sohn oder Bruder von Klaus Schulze (lebte der eigentlich noch?) trat dort auf einer Lichtung auf, der Drummer brauchte einen Hut. Wir, das Publikum hatte hingegen im Baumschatten Platz genommen.

Die Kirschen, noch grün, aber überall da.

Allmählich erhob sich auch Gabi Mehlitz. Die Band war da schon mitten in einem Stück, sie nahm ihren Bass aus dem Koffer — ein kolossaler Fünfsaiter.

Ich hatte bis dahin bloß Kim Gordon gekannt.

Auf dem Heimweg nach Kotsdam, im Bus saßen uns zwei Damen gegenüber. Oberflächlich betrachtet schauten sie noch recht vernünftig aus. Sagt die eine zur anderen «Der Selensky soll ja jetzt schon eine Villa haben — in Italien.»

Und dann wieder smiley, smiley wie gehabt.

Ich denke das Zweitschlimmste am Altern ist, wenn man keine Musik mehr machen kann. Das Schlimmste ist dieser ohnmächtige Groll.

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