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27.2.

27.2.

Heute früh habe ich zum ersten Mal seit drei Wochen wieder auf mein Barometer geklopft. Als die Katzen noch bei uns waren, konnte ich die Tür zum Balkon nicht einfach so öffnen, ohne dass sie vielleicht entwischt wären. Nachdem ich die Tür hinter mir geschlossen hatte, fiel mir auf, dass ich den Wert für den Luftdruck gar nicht zur Kenntnis genommen hatte.

Nicht zu wissen, was man hatte, wenn es einem längst wieder so geht wie zuvor, ist natürlich nicht annähernd so schlimm, wie nicht zu wissen, was man hat.

Eine Freundin ist schon seit vielen Jahren jetzt chronisch erkrankt an Etwas. Kein Arzt konnte bislang herausfinden, an was. Sie hat in all den Jahren schon viele Ärzte konsultiert. Das Mosaik ihrer Symptome ergab für die Mediziner keinen Sinn. Es wirkt wie ein Zufall, dass vor ein paar Wochen erst einer dabei war, der einen konkreten Verdacht hegte. Seitdem haben sich die Verdachtsmomente immer noch weiter verdichtet und es schaut ganz so aus, als ob es sich um eine zwar ausgesprochen seltene, leider unheilbare Krankheit handelt. Zudem auch noch progressiv, sich stetig noch verschlimmernd — von all dem jedenfalls, was die Forschung von den wenigen bekannt gewordenen Fällen her weiß.

Seitdem ist sie erleichtert. Und es geht ihr, von den Beschwerden abgesehen, besser denn je. Zumindest besser als seit dem Tag, an dem die mysteriöse Krankheit, das Etwas sie befallen hat.

Ich nehme an, es ist vergleichbar mit dem Malen, mit dem Comiczeichnen, auch mit dem Schreiben: Der Mensch braucht einen Rahmen, in dem er sich entfalten kann. Wenn er nicht weiß, woher und wohin, geht es nie richtig los. Wer nicht weiß, was er erzählen will, kann auch nichts schreiben (jedenfalls nichts, was andere lesen wollten).

Seitdem meine Freundin weiß, wieviel Leben ihr bleibt, weiß sie genau, was sie will.

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