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26.4.

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Der selbsternannte Bürgermeister, der Kanye West so ähnlich sieht, hatte einen Trainingsanzug an in grellem Himmelblau und unterbrach die Musik aus der Bluetooth-Box in unregelmäßigen Abständen durch lautes Rufen «Guten Morgen Deutschland!»

Im darüberliegenden Stockwerk machte ich meinen Studio Visit. Jonas erzählte mir von einer ehemaligen Bekannten, die anlässlich einer Einladung zum Abendbrot zunächst eine seiner Arbeiten dort an der Wand gelobt hatte, woraufhin er anlässlich der Gegeneinladung ein paar Wochen später eine unverschämte Kopie eben dieses Werkes an einer ihrer Wände entdecken durfte.

Anders interessant auch ihre Reaktion auf seine Frage: Sie war sich keiner Schuld bewusst.

Dass man sich inspirieren lässt — online wie offline — ist eine Weiterentwicklung des Schaufensterbummels. Dass alles Objekt sein kann, Objekt der Begierde, zum Gegenstand oder zumindest zum Back drop eines Postings gerinnt, verdankt sich nicht allein Pinterest: Gut zwei Jahrzehnte nach der Entfaltung eines weltweit florierenden Kunstmarkts, hat nicht bloß jede Arbeit ihren Preis, es muss den Kunstkaufwilligen auch die Frage erlaubt worden sein, ob es das Werk auch in einer anderen Farbe, in anderen Abmessungen, anderen Zusammenstellungen sogar gibt, die sich besser in die Lebenswelt des Käufers integrierrn lassen?

Der bessere Künstler hat das schon während der Produktentwicklung im Hinterkopf.

Beziehungsweise schwebt es ihm vor.

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