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25.1.

25.1.

Heute früh wurde ich beim Versuch, die Straße zu überqueren, beinahe überfahren.

Das war ganz am Anfang eines Spazierganges nach Mitte, der schon am Ufer der Hadlichstraße wieder zuende schien. Frühmorgens und abends in den sogenannten Rush Hours wird diese schmale Straße, für die es keinerlei Fußgängerampeln oder Zebrastreifen gibt, von den Berufsverkehrenden als Abkürzung benutzt, da die Stadtautobahn seit ein paar Jahren auch aufgrund von umherziehenden Dauerbaustellen so gut wie unbrauchbar geworden ist.

Mit meinem Versuch also, mithilfe meiner in den Großstädten Vietnams erlernten Technik die unaufhörliche Kette heranbrausender Fahrzeuge zu durchfädeln, war zum Scheitern verurteilt, dergestalt, dass ich eher überfahren worden wäre, als dass jemand anzuhalten bereit sich gezeigt hätte.

Der Weg nach Mitte ist von meinem Zuhause aus gegangen übrigens nicht gar so lang, wie Onkel Die einst behauptet hatte. Auf meinem Weg kam ich allerdings an sehr vielen Wahlplakaten vorbei. Sie säumten meine Wege, Roman.

Zur Wahl für das Abgeordnetenhaus der Hauptstadt stellt sich beispielsweise ein Kandidat der FDP, er heißt Sebastian Czaja und sein Porträt wirkt auf mich so, als hätte er sich Denkerfalten auf seine Stirn retuschieren lassen. Es sind exakt deren drei. Aber was bei der Panade eines Schnitzels nach Wiener Art gefällt, muss auf der Kandidatenstirn noch kein Qualitätsmerkmal bedeuten.

Doch gibt es freilich «wichtigere Dinge, als das Design eines Wahlplakates», wie die europäische Aufbruchspartei Volt auf ihrem — entschiedenerweise — rein typografisch gestalteten Motiv festgestellt haben will.

Beispielsweise einen Slogan, der eine politische Idee zumindest andeutet. Hier liefern sich «Alternative für Deutschland» und «Christlich Demokratische Union Deutschlands» ein Rennen Kopf an Kopf nach dem Vorbild jener Clan-Raser, die sie dadurch aber bekämpfen wollen, und beide lassen sie ihre Zeilen wirken in nichtfarbenem Weiß, obendrein serifenlos, auf babyblauem Grund.

Aber «Was Kriminelle demnächst häufiger hören werden: Haftbefehl.» — ob diese Zeile jetzt vom Texter der AfD, Thor Kunkel, stammt oder doch aus dem Think Tank der selbsternannten «Volkspartei der Mitte»?

Hingegen «babyleicht» zu erraten ist, wer sich diese anbiedernde Plattitüde einigen konnte: «Rechts wählen ist so 1933» — Na aber Hallo, das sind doch unsere Jusos (die mit der Nelke)! Das Mutterschiff selbst hingegen baut ganz auf das von Olaf Scholz zum Erfolg geführte Patentrezept des einsilbigen Personenkults vor sehr viel Rot. Es grinst der Maikäfer «Alle Stimmen SPD» — gerade so, als ib man dann noch mehr freigeschaltet bekäme als die üblichen zwei.

Von der sogenannten Linken zu schweigen gebietet mir des Sängers Höflichkeit.

Dass die Vietnamesen sich im Straßenverkehr solidarisch benehmen scheint vermutlich doch weniger eine Frage der Verkehrspolitik als eine der Mentalität — oder sollte ich doch lieber Gesinnung schreiben?

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