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23.8.

23.8.

Stück um Stück werden nun von Karls Schergen die Erdbeerhäuschen abgeräumt und in Karls Erdbeerhäuschenkeller verbracht. In Berlin ist das Schwinden der Erdbeerhäuschen ein noch offizielleres Zeichen für das Enden eines Sommers als dessen offizielles Ende an sich.

Am Morgen aber, als selbst mir der wespenfarbene Stein weggerollt ward vor meiner Kammer, schwappte mir auf einer Welle beinahe eine Wespe in den zum Luftschnappen karpfenhaft aufgestülpten Mund. Da hätte ich also um ein Haar und erst im zweiten Anlauf noch ein dramatisches Ende gefunden beim morgendlichen Schwimmen im sogenannten Sommerbad.

Bienen verstehen das Konzept der Null. Von Wespen weiß man es nicht, ob sie es verstehen. Das Gehirn einer Biene ist so klein wie ein Hirsekorn.

Nachdem ich mein Vorhaben seit Eröffnung mehrere Woche, schier endlos, vor mir hergeschoben hatte, gelang mir heute endlich der Besuch dieser Gehirn-Ausstellung im Medizinhistorischen Museum. Auch so funktioniert mein Gehirn (ohne nämlich): Es schiebt auf, um die Dringlichkeit zu verstärken.

Im Grunde hatte ich meinen Entschluss, so fällig er mir dann vorkommen wollte, schon bereut, mein Gehirn verflucht, als ich der lustlos vor sich hinschauenden Kassiererin gegenüberstand. Nicht einmal der gelungene Abschluss des Bezahlvorganges zu ihren Gunsten schien ihr noch Freude zu bereiten. Das nächste mal, nahm ich mir vor, käme ich mitsamt einem Bolzenschussgerät vorbei.

Die Ausstellung selbst war okay. Da ich früh genug eingetreten war, entgingen mir die Schulklassen, die sich, als ich den Saal verließ, schon vor der Damien-Hirst-haften Virtine mit der hauseigenen Nierenstein-Sammlung aufgestaut hatten.

Wir haben ein seltsames Verständnis von Urheberrecht. So darf man in der Ausstellung sämtliche Kunstwerke fotografieren, auch eine sehr schöne Fotografie von Thomas Struth darunter, überhaupt gar kein Problem.

Aber die Präparate menschlicher Körperteile auf gar keinen Fall. Da kennt die hauseigene Security kein Pardon. Schon die Kassiererin hatte mich darauf hingewiesen. Auf gar keinen Fall die Präparate zu fotografieren.

Der Shop des Medizinhistorischen Museums ist eine Enttäuschung. Da sitzt man auf einem Fundus von Steilvorlagen für herrlichstes Merchandise — aber nein. Schade.

Morgen fahre ich weg.

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