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23.7.

23.7.

Gestern früh brach der erste Morgen an ohne die Stimmen der Amseln. Von nun an nur noch Krähen, Tauben, Spatzen. Und das Schleifen der Mauersegler. Noch.

Seit zwei Sommern fragte ich mich, woher der eigenartige Wohlgeruch stammen mochte, der mir entlang des Flüssleins, das hier durch die Nachbarschaft führt, in die Nase geweht wird. Nicht bloß an warmen Tagen, manchmal direkt aufdringlicher Weise.

Im vergangenen Sommer erzählte mir ein alter Trinker, dass es früher (dann ist hier immer die DDR-Zeit gemeint) eine Waschmittelfabrik gegeben habe, die ihre Abwässer in das Flüsslein verklappt hatten. Der Wohlgeruch der Panke, so seine These, entstünde auch heute noch aus den Residualien dieses VEB Waschmittelproduktion.

Ich bin daraufhin ausgeschwärmt, um auf einer Expedition zum Ursprung irgendwo noch die Ruine dieser Phantomduftfabrik zu finden. Doch an den Gestaden der Panke gibt es selbst im Panketal keine Ruinen mehr. Dann kam der Winter und selbst in den kältesten Wochen steig mir aus der Schwärze des klaren Wassers noch der Duft des verlorengegangenen Waschmittels in den Sinn.

Gestern, beim Mittagessen, blätterte ich in einem Bestimmungsbuch für einheimische Blühpflanzen und las aus dem Augenwinkel wie zufällig, dass die Wurzelknollen der Schwertlilien bei Trockenheit nach Veilchen duften. Und die Gestade des Flüssleins sind regelmäßig von Schwertlilien in dicken Horsten gesäumt.

So viel zur Waschmittelproduktion in der Hauptstadt der DDR.

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