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20.6.

20.6.

Nach traumhaft gelungenen Tagen in Zürich ging ich anderntags direkt zur Blutspende — immer ein radikaler Palate cleanser. Ein Kurzurlaub in der DDR.

Das Rote Kreuz zieht innerhalb des Stadtgebietes umher, von Termin zu Termin findet man sich stets an einem anderen Ort. Gestern lag ich im Foyer des Planetariums, das bekanntlich voll ausgeschrieben Zeiss-Großplanetarium heißt.

Thomas Pynchon would have loved it. Derzeit wird dort renoviert, weswegen es oberhalb der Decke, die ja rund ist, weil das gesamte Gebäude des Zeiss-Grossplanetariums kugelrund ist wie ein Gasometer, ein zahnarzthaftes Bohren und Rumoren zum Raumerleben beiträgt.

Eine Ärztin mit langem, glattem, rotem Haar pumpte mir die Manschette ihres Blutdruckmessgerätes auf. In einer Ecke lagen zwei Campingblasebälger (nicht ihre), die auf Bretter geschraubt worden waren.

Ich fragte, wozu die gut sind. Sie sagte «Weiß ich auch nicht.» Beim Hinausgehen fotografierte ich das Türschild an ihrem Ordinationszimmer auf Zeit: Raum 12.1. Antimaterie Konverter.

Auch die Rot-Kreuz-Schwester, die mir die Kanüle in die Vene stach, hatte rotes Haar. Sie trug es kurz geschnitten und führte vor ihren Kolleginnen ein Tänzchen auf, sottp voce «Ich kann es noch!»

Ich war wohl ihr erster gewesen an diesem Tag. Der noch jung war. An der runden Zimmerdecke über mir verliefen konzentrisch Neonröhren. Man hatte meine Liege nicht exakt parallel zu dem Strahl, der direkt über mir auf das imaginäre Zentrum zuführte, ausgerichtet.

You don’t blow up a gasometer stand auf einem Plakat.

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