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16.10.

16.10.

Auf dem Weg zum Botanischen Garten fuhr der Zug der S1 eine längere Zeit durch einen Tunnel. Mir kam es so vor, als ob dieser Tunnel mit seinem Grau vor den Fenstern kein Ende mehr finden würde.

Im Wagen mit mir saßen Personen in verschiedensten Lebensaltern. Ein kleines Mädchen von vielleicht vier Jahren oder dreien lief und sprang auch teilweise auf dem Mittelgang zwischen den Sitzgruppen herum.

Ihr Vater, der neben mir saß, war viel zu müde um sie auch nur noch einmal zu ermahnen, sich endlich hinzusetzen.

Mir gegenüber schaute ich auf ein Paar, das unter schweren Lidern auf die Abteilfensterscheibe schaute, einträchtig, wohinter es wie gesagt nichts zu entdecken gab, als ein unaufhörlich vorüberziehendes Grau.

Beim Hereingehen war ich weiter hinten an einer Schlafenden in Monteurskluft vorüber gekommen und kurz hatte ich bei mir gedacht, dass diese Frau gerade ihren letzten Atemzug eingesaugt hatte.

Ich war in meiner Meditation jetzt so weit fortgeschritten, dass ich die Szene vertikal teilende Haltestange aus Edelstahl bloß noch zweidimensional wahrnahm. Alles war dabei zu einem Foto zu werden. Auch ich würde darin gerinnen.

Und in diesem Moment, kurz bevor das Tageslicht einströmte, war dieser Wagen der S1 mitsamt uns allen das Leben selbst.

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