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16.1.

16.1.

«Er erkannte dort nichts wieder.»

Saigon/Ho-Chi-Minh-Stadt/HCM hat sich in eine Metropole verwandelt, die zugleich neu scheint und mich dabei an das New York der frühen neunziger Jahre erinnert, an Paris im selben Jahrzehnt, als es noch aufregend war, dorthin zu reisen; als ein Aufenthalt dort einen kaum schlafen ließ währenddessen. Als der Begriff Fomo dafür noch nicht erfunden war, avant la lettre, bloß dies Gefühl.

Auf den Hauptstraßen wird der unaufhörliche Verkehr in sechs bis acht Spuren gelenkt — sechs bis acht Köpfe hat die Schlange aus Motorrollern und Mopeds. Die Leuchtreklamen spiegeln sich auf den Kuppen tausender Helme. Ein Mekong aus Bremslichtern. Und auch im Moloch fahren sie Pfirsichbäume spazieren.

In unserer Nachbarschaft gibt es einen großen Laden, Royal Seefood, der mit ausgefallenen, vor allem imposanten Meeresbewohnern handelt — alive and kickin‘: Sehr große Krebse, Meeresspinnen, armlange Langusten und tellergroße Muscheln. Due meisten Arten werden aus Australien, aus Mexiko, sogar aus Kanada importiert. Eine Mega-Languste kostet 500 Euro. Der Bedarf muss gewaltig sein.

Im Fernsehen läuft eine Datingshow aus Korea namens «Inferno». Fünf Frauen und vier Männer sind aufgefordert, sich auf einer Insel kennen zu lernen, die kaum größer ist als eine Verkehrsinsel. Jeder Winkel ist von Kameras abgedeckt. Wer es bis zur Pasrungsreife bringt, darf eine Nacht in einem Hotel namens Paradies verbringen, wo sich die Partner erstmals ihren Beruf, ihren Wohnort und ihr Alter eingestehen dürfen.

Unsere Wohnung ist zauberhaft dekoriert und eingerichtet. Es gibt sogar einen kleinen Stapel aus drei Büchern. Früh zu Bett.

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