15.8.
Heute hat Hugo Geburtstag. Kein Nachname. 19 Jahre ist ein hohes Alter für einen Kater, für eine Katze insgesamt. Ich weiß (noch) nicht, ob er diesen Geburtstag überhaupt erleben durfte. Bei unserem letzten Besuch wirkte er schläfrig auf mich — wie Johnny nach seinem zwanzigsten. Ein paar Wochen darauf war er schon tot.
Hugo lebt in einem Reservat für Wald- oder Wildkatzen auf dem Rücken der Harzlandschaft, inmitten eines Waldes aus abgestorbenen Bäumen (Totholz, dass zum Himmel schreit). Die in diesem Reservat noch lebenden Waldkatzen hören auf ihre Namen nicht. Sie sind scheu und verlassen ihre Rückzugsorte nur zu den festgelegten Fütterungszeiten. Dann werden ihnen Küken zum Fraß vorgeworfen. Die Küken sind zu dem Zeitpunkt schon tot.
Bei unserem letzten Besuch dort im Wildkatzengehege waren wir gerade die einzigen Besucher. Im hinteren, dem schattigen Teil des Kassenhäuschens lag Hugo auf einer Bank und schaute träge woanders hin. Wir erfuhren, unter anderem, dass für Hugo von den für die Wildkatzen angeschafften Küken einige Exemplare abgezweigt werden. Obwohl er solch robuste Kost im Grunde längst nicht mehr verträgt (Diabetes — wie Johnny!)
In seinem Geburtstagspaket findet oder fand Hugo von daher neben unserer Glückwunschkarte, die ihn wohlweislich überhaupt nicht interessiert, eine geschmackvoll gestaltete Tüte, die ein extrem hochwertiges Seniorenfutter enthält (Huhn mit feinem Rauchgeschmack). Dieses spezielle Futter gibt es, unter sehr vielen anderen Produkten, in einem Tier-Deli in Prenzlauer Berg, in das ich immer gehe, wenn es ein Geschenk für ein befreundetes Tier zu besorgen gilt.
Jedes Mal werde ich dort gefragt, ob ich eine Kundenkarte möchte. Jedes Mal lehne ich dankend ab, nicht ohne dabei zu erklären, dass wir selbst keine Tiere haben.
Der Blick der Tier-Deli-Verkäuferin ist auch immer der selbe.
Zumindest mir kommt das so vor.