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15.6.

15.6.

Analog zu Kate Moss, die ihrer eigenen Einschätzung nach für jeden zum Preis von einer Tüte Chips zu haben war, kriegt mich jeder Composer mit ein paar Takten aus der Celesta.

Laut Rühmkorf soll der Tagebuchschreiber (TaBuSchr) hin und wieder eine Zeitungstitelseite ins Bild halten (bildlich gemeint), um seinem Leser die umgebende Welt vor Augen zu führen, aus deren Getümmel er sein sauberes Geviert in Din A 4 gesägt.

So schickte mir gestern ein Freund, der sich vor ein paar Monaten ein kaum mehr als handtuchgroßes Stückchen Land nebst darauf vorgefundenem Ziegenstall auf einer griechischen Insel gekauft, ein paar Momentaufnahmen. Unter anderem war dort ein Eiskarren von Louis Vuitton zu sehen, dessen Kühlkasten aus einem der berühmten Überseekoffer angefertigt war. Hübscher Sonnenschirm. Das zweite Foto zeigte den felsigen Strand des Eilands, wo mit Louis-Vuitton-Karo in Weiß und Amalfiblau gemusterte Sonnenmatratzen aus flauschigstem Terrycloth zu sehen waren. «Bespült» (F. Stoltze) vom berühmten Meer, der «weindunklen See», für dessen Farbe die Alten Griechen ja bekanntlich keine anderen Worte fanden.

Heute früh dann in der Zeitung die Meldung von dem Boot voller Migranten, das vor der griechischen Küste gekentert ist. Die Rede ist von vielen Toten. Kurz darauf eine weitere Nachricht des Freundes: «Das ist übrigens gar nicht weit weg. Ich gehe jetzt schwimmen, hoffentlich werden keine Leichen angespült.»

Übrigens erhielt ich seine Nachricht im Wasser, ich schwamm da selbst gerade (im Freibad, das sich seit neuestem Sommerbad nennt – aber das ist eine andere Geschichte). Meine Uhr empfängt sogar Anrufe unter Wasser, bis in 50 Meter Tiefe werden sie zu mir durchgestellt. Wenn das Signal reicht.

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