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13.9.

13.9.

Am nächsten Tag fuhr ich an den Stadtrand, um einen Flohmarkt zu besuchen. Es war, den Zentralmarkt von Addis Abeba ausgenommen, der größte Flohmarkt, auf dem ich jemals war.

Die Stände waren entlang des Ovals einer alten Pferderennbahn aufgebaut. Wobei nicht völlig klar wurde, ob diese Pferderennen nicht doch noch stattfanden, dann oder wann. Auf der ovalen Wiese im Zentrum der parkähnlich verwilderten Fläche graste jedenfalls ein kleines Pferd mit kurzen Beinen und dicken Knien. Eindeutig kein Rennpferd also. Vielleicht ein uneheliches Fohlen?

Es war schon am Vormittag sehr heiß gewesen und die Temperatur stieg noch weiter an, steil. Es waren kaum Besucher gekommen. Als die Schatten gegen Mittag schmaler wurden, wurde seitens der Verkäufer die Beschwerde laut, dass unter wenigen Besuchern sich kaum Käufer finden ließen.

An mir konnte das nicht hängen, beziehungsweise meine Tasche war schon gut gefüllt. Unter anderem mit einer herrlichen Tute aus zerbeultem Messing, die wie aus in der Hitze weich und schlapp gewordenem, dafür golden patiniertem Brezelteig geschlungen war. Sie hatte mich an das Symbol der Geheimpostloge W.A.S.T.E. erinnert, that’s why. Ab und an stieß ich in diese Tröte hinein, um die mies und immer nur noch mieser gelaunten Verkäufer etwad aufzuheitern. Doch sie hielten ihre Muscheln von den Innenseiten her gefasst krampfhaft zu.

In einer sprichwörtlichen Sackgasse hatte ein IT-Fachmann mit Lederhut sein Sammelsurium aus Kaiserkreuzen, Darth-Vader-Helmen und Emailleschildern á la «Hier nix Ficki Ficki, hier gibt’s was aufs Maul!» auf Tapeziertischen ausgebreitet. Sogar sein Staubwedel aus schillernden Kunstfasern war Schwarz-Rot-Gold.

Am Bierrondell pausierend, das fünfeckig konstruiert war, ein Pentagon, fühlte ich die Erleichterung, keine Schallplatten mehr sammeln zu müssen, weil es jetzt Streaming gab. Wieviele Stunden und Tage hatte ich bei Regen allein auf solchen Märkten verbracht, um sämtliche Kisten aller Verkäufer durchforsten zu müssen, weil man ja nie wissen konnte, ob sich nicht doch noch irgendwo ein Nugget verbarg.

Das Problem an der Vergangenheit ist, dass sie endlos ist. Das Bild von Böcklin mit Angelika, die vom Drachen der Vergangenheit bewacht wird: That’s me. Der Drache hat keine Nachschubprobleme, er ist die Resource an sich.

Heute früh fand ich auf dem Block neben dem Bett die folgende Notiz: Jedes Unwetter bleibt noch unter seinen Möglichkeiten.

Na ja.

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