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11.7.

11.7.

In die Aufrechterhaltung des ordnungsgemäßen Bäderbetriebs wurde in der stillen Zeit nach Corona abermals investiert.

Der Eingangsbereich vor der nun automatisierten Zugangskartenkontrolle wurde komplett überarbeitet: Zwei parallel durch sogenannte Wellenbrecher geführte Wege führen auf die Zugangskontrolle hin. In die «Fast Lane» darf sich einreihen, wer zuvor sein Ticket online über die Website der Berliner Bäder gekauft hat. Das Ticket lässt sich allerdings nicht ins Wallet laden. Man muss dann sein Telefon in eins der Schließfächer einschließen. Die dafür nötigen Vorhängeschlösser sind «selbst mitzubringen!»

In die andere Warteschlange gehören folglich alle anderen. Eine Kartenzahlung ist an dem konsequenterweise vollanalog betriebenen Kassenhäuschen «nicht möglich!» Auch gibt es, wie während Corona, keine Saisontickets. Jetzt halt «Wegen der unabsehbaren Situation mit Russland, wegen Gas!»

Dem Kartenhäuschen vorgeschaltet ist eine menschliche Reuse aus Bouncern, die, womöglich um dem Vorwurf eines Racial Profiling zuvorzukommen, allesamt aus dem Milieu rekrutiert wurden, dessen Auswüchse sie am Eintritt hindern sollen (eine Bildlegende zwischen Fast Lane und Cash Lane klärt auf, dass im
Bad und um das Bad herum Messer, Flaschen aus Glas sowie die ihnen verwandten Wasserpfeifen verboten sind).

Wobei mir das mit den Messern auch einleuchtet, seitdem ich in einem Sommer vor Corona Zeuge ward, wie im
Nichtschwimmerbecken des sogenannten Prinzi, also dem benachbarten Prinzenbad ein Badegast abgestochen wurde.

Aber gut, im Prinzi gibt es ja auch schwarzuniformierte Rottweilerstreifen auf der Liegewiese, soweit ist es bei uns hier in Pankow noch nicht. Doch schafft die Investition in die Sicherheit des Freibades nicht bloß Gefühle der Sicherheit, es entstehen auch neuartige Unsicherheiten:

Neulich, wir kamen vom Eisessen, rannte ein männliches Kind mit Migrationshintergrund auf uns zu. Es wurde von einem der Sicherheitsleute aus der Cash Lane verfolgt. Weil das Kind schneller rennen konnte und überdies noch Haken schlug, griff sich der Bouncer die Colaflasche eines wartenden Gastes und schleuderte diese dem Kind hinterher.

Was hat das Kind den getan, fragten wir den bulligen Mann «hat es geklaut?»

Nein!, sagte der Ordnunghüter. Und sichtlich zornig, weil ihm der Kleine entwischt war: «Beleidigt!»

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