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11.2.

11.2.

Während ich in der Küche ein Mittagessen zubereitete, bekam ich Lust, den Katzen Aristocats vorzuspielen. Es kam mir so vor, als lauschten sie — jedenfalls machten sie keinen Unsinn, wie sonst üblich, wenn ich mich an ihrem Sehnsuchtsort betätige.

Nach einiger Zeit, im Hörspiel waren die vier Aristocats schon entführt worden und die englischen Gänsedamen Amelia und Abigail Gabble hatten ihren Auftritt, dachte ich: Das würde man heute anders wollen. Dass ausgerechnet Gänse als dumm dargestellt werden, schien mir doch reichlich stereotyp.

Wenig später, im Jazzkeller der Katzen-Bohème von Paris — eine Szene, die ich geliebt hatte als Kind — drängte sich mir die Frage auf, warum es ausgerechnet die streunenden und sich aus Mülltonnen ernährenden Straßenkatzen sein mussten, die den Rhythmus im Blut hatten (auch wenn es bloß Katzenblut war) und nicht die Aristokatzen. Romuald Kamarkar würde hier vom Weißrassismus sprechen. Und ich gab ihm recht.

Auch die Liebeserklärung von Thomas O’Malley an Duchesse wurde mir von der Zeile «Das hören alle Frauen gern», die ihr 1970 noch ohne weiteres von den Drehbuchautoren in den (gezeichneten) Mund gelegt werden konnte.

Fängt man erst einmal an mit dem Dekonstruieren, hält man bald auch vom schönsten Angorapullover bloß noch Wolle in Händen.

Auf der Kokosnussinsel Con Dao hatte es eine wunderbare Wandmalerei von Schneewittchen, frei nach Walt Disney, an einer Mauer, hinter der ich eine Grundschule vermutete. Ich habe die Aufnahme hastig geschossen, und dass auch erst nach Einbruch der Dunkelheit, weil ich mich schon in der Kristallisationsphase meines Fotografier-Wunsches unbehaglich gefühlt hatte von wegen Grooming.

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