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10.5.

10.5.

Am anderen Ufer der Schnellstraße, die den nördlichen Ausläufer von Prenzlauer Berg mit dem Hinterland verbindet, reihen sich in einem von Kleingartenanlagen unterbrochenen Gewerbegebiet unter anderem drei klassische Fast-Food-Restaurants hintereinander. Stadtauswärts gesehen sind das zunächst McDonald’s, dann Burger King, dann Kentucky Fried Chicken.

Ob die Besiedelung des Gewerbelands in dieser Reihenfolge stattgefunden hat, somit KFC die Funktion eines Außenpostens zukäme, lässt sich vom Augenschein her nicht mehr feststellen. Die unterschiedlich konstruierten Pavillons der drei Ketten haben mit Reifenabrieb und anderen Stäuben eine identisch wirkende Patina angesetzt.

Hinter Kentucky Fried Chicken wölbt sich eine matt schimmernde Kuppel, daneben ein zurückhaltend verziertes Minarett. Ungewiss, ob die Moschee schon dort errichtet war, als man sich seitens KFC für diesen Standort entschieden hat — oder war es umgekehrt? Jedenfalls ist heute ein Synergieeffekt offenbar.

Bei schönem Wetter sitze ich dort gerne auf der Terrasse und lausche den Frauen. Das Persische höre ich lieber als Arabisch, auch weil es in meinen Ohren sanft klingt. Und elegant. Zwei Frauen, die mit einem kleinen Jungen dort eingekehrt waren, hatten ihr Menü schon längst aufgezehrt. Der Junge turnte in der spiralförmigen Rutschbahn umher, sie rauchten lange Zigaretten.

Ab und an tauchte der Kleine am Tisch auf und versuchte, sich den großen Becher mit Softdrink zu greifen, aus dem die Frauen schlürften. Das wurde ihm jedes Mal verwehrt. Stattdessen reichte man ihm bei jedem seiner Boxenstopps eine handliche Flasche Evian.

Nur ganz zufällig bekam ich die verstohlene Handbewegung mit, sah das funkelnde Fläschchen, mit der die eine noch etwas Wodka in den Becher der Frauen goß.

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