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10.2.

10.2.

Zwei Tage lang war ich in Hamburg. Und schon nach Stunden befürchtete ich, dass die Katzen mich nicht mehr kennen könnten.

Dem war dann nicht so. Vielmehr schien es mir, als ob sie die Länge meiner Abwesenheit nicht registriert hatten. Gerade so, als wäre ich bloß eben drunten im Keller gewesen; oder eine meiner vergleichbaren Tätigkeiten in Abwesenheit — die Wohnungstüre versiegelt einen für den Katzenblick opaken Raum.

Haben Katzen ein Gefühl für Zeit. Welches? Vom Tageslicht, beziehungsweise von dessen Abwesenheit scheint es kaum geprägt. Ich kann inmitten eines Katzenspiels das Licht ausschalten, es geht ununterbrochen weiter, als sei nichts geschehen.

Ich hätte gerne ihre Blickkraft mit Restlichtverstärkung. Noch in der Dunkelheit wagen sie Sprünge — beziehungsweise scheinen diese Manöver ihrer Blickkraft wegen nicht waghalsig. Oder es ist halt alles waghalsig für sie. Bei Licht oder in Dunkelheit. Wagemut als Naturell.

Heute kam allerdings das prozessorgesteuerte Spielzeug an, dass ich für sie bestellt hatte. Es besteht aus einer Kugel, ein Kunststoffgehäuse, ungefähr wie ein Golfball groß, in dem ein Gyroskop, eine Unwucht, ein paar Motoren und Sensoren untergebracht sind. Der winzige Akku wird über eine USB-C-Buchse aufgeladen.

Schalte ich ein, rollt die Kugel von sich aus in erratischen Winkelzügen über das Parkett. Beschleunigt, bremst ab, steht still, dreht sich um sich selbst. Und so fort. Das Bewegungsmuster erinnert in der Tat an ein Tier. Klein und abstrakt.

Die Katzen zeigen sich fasziniert. Besonders Elmo, der Neugierige. Aber auch er bleibt auf Distanz. Noch. In den kommenden Tagen wird er zu diesem Spielgefährten Vertrauen fassen, wie er zu mir Vertrauen gefasst hat.

Bei Lola bin ich mir nicht sicher, ob sie das Ganze nicht als ein Spiel durchschaut.

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