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10.1.

10.1.

Die Insel Con Dao liegt nur zwei Flugstunden von Hanoi entfernt vor der Südspitze des Landes, aber der Kontrast zur Welthauptstadt der Mopedfahrer könnte kaum noch stärker sein.

Die Luftfeuchtigkeit beträgt 88 Prozent, es gibt nur eine Stadt, es ist derzeit noch eher ein Städtchen, aber dass es noch wachsen wird, sich ausbreiten «wie ein Pilzherd» (Balzac) ist ihm derzeit schon anzusehen. Von allen Seiten her werden Boulevards durch das Dickicht entlang des seidig glatten Meeres asphaltiert, die auf Con Son, so heißt die einzige Stadt of Con Dao nämlich, zuführen. Sie wirken übertrieben breit — noch! Bald schon werden sich darauf nämlich «unablässig in den gegeneinander bewegten Ströme die immerselben Gesichter begegnen», wie Heissenbüttel es in den fünfziger Jahren über die Rolltreppenfahrer schrieb.

Und genauso ist der Straßenverkehr in Hanoi zu betrachten: Unablässig, und gegeneinander bewegt, begegnen sich dort jederzeit zwei breite Ströme aus hubderten von Mopedfahrern, die PKW und SUV und LKW, die mit ihnen das Fahrband teilen, geschmeidig umfließen, als wären es Kiesel. Oder Inseln. Und sie dann der Fluss.

Fantasien, Fintionen von kollektiven Wesen, die sich synchron bewegen, synchron denken, essen leben «wie ein Mann», ob nun bei Asimov oder bei Michael Ende: Immer im suptropischen Asien denke ich daran.

In Con Son auf Con Dao gibt es zahlreiche Restaurants, in denen sämtliche Meeresbewohner in türkis sprudelnden Aquarien ausgestellt werden. Man zeigt auf das gewünschte Tier, beispielsweise — je nach Gusto — ein Exemplar von Panopea generosa: wenig später erscheint es in seiner neuen Funktion, würzig zubereitet am Tisch.

Draußen, warm und unheimlich schwarz, die Nacht. Der Mond läßt das Meer zum Meeresspiegel werden.

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